Die Diphtherietoxin-Hautreaktion des Menschen als Vorprobe der prophylaktischen Diphtherieheilseruminjektion.

  • Schick, Béla, 1877-1967.
Date:
1913
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Credit: Die Diphtherietoxin-Hautreaktion des Menschen als Vorprobe der prophylaktischen Diphtherieheilseruminjektion. Source: Wellcome Collection.

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    kennbaren Beziehungen zwischen eben der Gicht und dem Diabetes, dann aber auch der erst in neuester Zeit erschütterte Glaube an innige Beziehungen zwischen Gicht und Urolithiasis die wahre Ursache für die tatsächlich unberechtigte Einreihung dieser Gruppe unter die jetzt als Fernwirkungen der chro- nischen Infektion erkannten Erscheinungen gewesen sind. Es erhebt sich nun die Frage: Kennen wir den Erreger der supponierten chronischen Infektion? Handelt es sich immer um dieselben Keime? In den chronischen Infektions- herden der Mundhöhle wurden von uns wie vorher von anderen fast stets pyogene Streptokokken, vorwiegend von dem weniger virulenten Typus viridans gefunden. Daneben können namentlich Influenzabazillen und Pneumokokken, seltener Staphylokokken eine Rolle spielen. Ich halte aber die Entscheidung dieser ganzen Frage, namentlich im Hinblick auf die vielfach noch ungenügende Klärung des Streptokokken- problems heute noch nicht für völlig spruchreif. Ich muss nun noch kurz die Einwände besprechen, welche gegen meine hier vorgetragene Anschauung erhoben werden könnten. Cz e r n y und Pfaundler lehnen die Möglichkeit ab, dass die exsudative Diathese eine Folge der Hyperplasien des lymphatischen Schlundringes sein könnte, weil Adenotomie und Tonsillotomie keine Heilung bringen. Gelegentliche, wie sie meinen nur scheinbare Erfolge deuten sie als Schock- wirkung. Die Ablehnung ist irrig, weil mit Adenotomie und Tonsillotomie das Ziel einer Beseitigung der Infektionsquellen in der übergrossen Mehrzahl der Fälle nicht erreicht wird. Wie leicht eine Schockwirkung vorgetäuscht werden kann, lehrt folgendes Beispiel: Ein 7 jähriger Knabe S. mit zahlreichen Manifestationen der exsudativen Diathese (früher Gneis, häufige Anginen und Bronchitiden; jetzt Hyperplasie der Tonsillen, Adenoide, Drüsenschwellungen; trockene Haut, hartnäckige Ekzeme an Gesicht, Unterarmen, Ellenbeugen und Handrücken; grosse Magerkeit; scheinbar unmotivierte Tem- peratursteigerungen, heftige Kopfschmerzen; Augenmuskel- schwäche; leichte Ermüdbarkeit, Reizbarkeit, Schreckhaftig- keit, Schlafstörungen; Uebererregbarkeit des Herzens und der Vasomotoren; häufig Uratsedimente, dann wieder heller, reich- licher Urin; „Pseudochorea; Anorexie, paroxysmales Er- brechen mit heftigem Schmerz in der Magengrube; Obsti- pation; häufig Herpes labialis) wird tonsillektomiert. Das lange bestehende Ekzem wie alle übrigen Erscheinungen gehen deutlich zurück, heilen aber nicht definitiv ab, also „Schock- wirkung! Nach kurzer Zeit wird die ebenfalls kranke Rachenmandel entfernt. Erst jetzt, auf den viel geringeren Eingriff heilen alle Manifestation en der sogen. Diathese, auch das Ekzem. Weiter könnte man speziell gegen die Tonsillektomie als therapeutische Methode einwenden: wir entfernten ein Schutz- organ. Ich habe mich jüngst ausführlich gegenüber diesem Vorwurf geäussert1). Hier nur das eine: Eine Schädigung der Gesundheit durch Entfernung der mit Recht oder Unrecht als Schutzorgane angenommenen Tonsillen hat noch niemand nachgewiesen. Ich selbst habe ebenfalls nie Nachteile von der radikalen Tonsillektomie gesehen. Auf die vielfach be- haupteten Schwierigkeiten der Technik brauche ich nicht einzugehen. Dass sie überwunden sind, beweisen zahlreiche neuere Mitteilungen, namentlich von laryngologischer Seite. Ein Wort zur Literatur. In Deutschland hat Jessen, im wesentlichen allerdings nur für die Skrofulöse, eine meiner Anschauung analoge Meinung sehr klar begründet. Aber auch mit der hier wiedergegebenen Auffassung über die gesamten Diathesen bin ich, wie mich nachträgliches Literatur- studium überzeugte, nicht der erste. Guyot hat 1904 in seinem Buche über die Arthritis auf Grund rein klinischer Be- obachtung, nur ohne die quasi experimentelle Beweisführung durch die Resultate der Tonsillektomie etc., bereits die wesentlichsten Teile meiner Lehre entwickelt. Freilich wird er dafür von seinen Landsleuten schlecht genug behandelt, zum Teil infolge seiner offenkundigen Uebertreibungen. Ich bin am Schluss. Meine Beobachtungen führen mich zwingend zu dem Ergebnis, dass die Grundlage der Diathesen nicht in einer konstitutionellen Abweichung zu suchen ist, dass vielmehr die scheinbare Konstitutionsanomalie nur der Ausdruck einer stets nachweisbaren chro- nischen Infektion vom Typ der chronischen Tonsillitis ist. Damit lässt sich sehr wohl die Tatsache vereinigen, dass die Konstitution auf die Entwicklung des Leidens nicht ohne Einfluss bleibt, dass sie der Krankheit das individuelle Gepräge gibt, genau so wie der Verlauf und Aus- gang anderer chronischer Infektionen, der Tuberkulose und der Lues, von der Reaktionsfähigkeit des Organismus also von konstitutionellen Bedingungen mit abhängen. Unverträglich mit der hier vorgetragenen Anschauung ist die Annahme, dass die Diathesen vererbt werden. Die Vererbung ist aber auch nicht erwiesen. Ihre Annahme stützt sich wesentlich nur auf das familiäre Vorkommen der Diathesen, das sich ebenso wie die von Pfaundler angegebene vorzugsweise Ueber- tragung durch die Mütter durch die Kontagiosität der Infektion erklärt. M. H.! Gegenüber dem Vorwurf, den Gegenstand allzu einseitig anzusehen, kann ich nur die Bitte an Sie richten, meine Behauptungen nachzuprüfen. Ich glaube dabei aber auch den Anspruch erheben zu dürfen, dass bei einer Nach- prüfung genau nach meinen Vorschriften verfahren wird, namentlich in der Richtung, dass in jedem Einzelfall alle chronischen Infektionsherde vom Typus der chronischen Ton- sillitis aufgesucht und entfernt oder geheilt sein müssen, ehe man einen Misserfolg als Beweis gegen mich ansieht. J) Therapeutische Monatshefte 1913, No. 1. Zur Diagnostik der Lokalisation des Magengeschwüres. Von Prof. Th. v. Openchowski in Charkow. Langjährige klinische Beobachtungen an Kranken mit rundem Magengeschwüre oder mit Magengeschwüren anderen Ursprungs Hessen in allen Fällen eine gewisse Beständigkeit der Erscheinungen seitens des Nervensystems feststellen und unter den letzteren bestimmte Schmerzpunkte an der Wirbel- säule. Es ist daher erlaubt, schon gegenwärtig einige Schlüsse daraus zu ziehen. 1. Empfinden die Kranken den intensivsten Schmerz bei Druck auf den 4., 5., 6. und 7. Brustwirbel und deren Dorn- fortsätze, so sind die Magengeschwüre, wie es sich bei Ob- duktionen erwiesen hat, gewöhnlich zwischen Kardia und Pylorus an der kleinen Kurvatur lokalisiert. Um dieses Phä- nomen hervorzurufen, muss das Geschwür eine gewisse Aus- dehnung nach der Fläche und in die Tiefe besitzen. Oefters war dieses Merkmal unter allen übrigen, welche bis jetzt als charakteristisch für die Erkenntnis des gegebenen Leidens gelten, als einziges vorhanden. In zwei Fällen bestand ein so intensiver Schmerz des 5. Wirbels, dass die Kranken sich mit Angst und Schrecken einer Untersuchung unterzogen, bei der leisesten Berührung des Dornfortsatzes laut aufschrien und den Rücken scharf nach vorn krümmten. In 32 anderen Fällen von unzweifelhaftem Magengeschwür erwies die Unter- suchung nach dieser Richtung ebenfalls eine mehr oder weniger scharf ausgesprochene Schmerzhaftigkeit der ent- sprechenden Wirbel. Gemäss dem Fortschreiten der Ge- schwürsheilung wurden die Schmerzpunkte allmählich immer weniger empfindlich. 2. Zeigt sich die Schmerzhaftigkeit an den Dornfortsätzen oder zu deren Seiten bis zum 10. Wirbel, so muss ein Ge- schwür in der Gegend des Magenkörpers angenommen werden. In einem Falle, in welchem der Magen Sanduhrform besass, blieb die Intensität des Schmerzes an der angeführten Stelle während der ganzen Zeit unverändert. 3. Wenn die Schmerzhaftigkeit sich vom 10. bis zum 12. Wirbel erstreckt, so entspricht dies gewöhnlich der Lage des Geschwüres an der grossen Kurvatur ganz dicht am Pylorus. 4. Die Intensität, sowie die Irradiation der Schmerzen in die Wirbelsäule, in die rechte und linke Hälfte des hinteren Teiles des Brustkorbes, hängen scheinbar von den Dimen- sionen des Geschwüres nach Breite und Tiefe desselben ab, entsprechend der Anzahl der ergriffenen Nervenbahnen des Magens.