Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in einundfünfzig Vorlesungen : ein Handbuch für Studierende und Ärzte / von Theodor Billroth.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1866
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Credit: Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in einundfünfzig Vorlesungen : ein Handbuch für Studierende und Ärzte / von Theodor Billroth. Source: Wellcome Collection.

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    gefunden, auch Druck auf die Geschwulst ist empfindlich; die Achseldrüsen derselben Seite, wo die Brustdrüsengeschwulst ist, sind hart anzufühlen. Die Frau ist 45 Jahr alt, gut genährt, sieht gesund aus. Auch hier ist die Diagnose leicht: es handelt sich um ein Carcinom, l) weil in den Jahren, in welchen sich Patientin befindet, am häufigsten krebsige Geschwülste in der Brust sich entwickeln, während das adenoide Sarkom früher entsteht. 2) Die Consistenz könnte für Fibroid sprechen, doch Fibroid kommt über- haupt nur äusserst selten in der Mamma vor, auch die Lymphdrüsen- schwellung spricht dagegen, sie spricht sehr für Carcinom. 3) Carcinome sind in massigem Grade schmerzhaft wie in diesem Fall, Sarkome und Fibroide pflegen es nicht zu sein. Wir könnten die Motivirung der Diag- nose noch weiter treiben, doch das Gesagte mag hier genügen. — Be- trachten wir noch einen dritten Fall: ein Knabe von 10 Jahren hat seit 2 Jahren eine sich langsam vergrössernde, massig schmerzende Anschwellung des mittleren Theiles des Unterkiefers: die Zähne sind an dieser Stelle ausge- fallen, ohne krank zu sein; die Anschwellung des Knochens ist gleichmässig rundlich und reicht von dem ersten Backzahn der einen Seite bis zum gleichen Backzahn der anderen; sie ist unten knochenhart, oben (im Munde) von Schleimhaut überzogen elastisch fest. — Worum handelt es sich hier? Kann diese Knochenanschwellung die Folge eines chronisch - entzündlichen Processes einer Caries oder Nekrose sein? Dies ist nicht wahrscheinlich, 1) weil der Schmerz stets gering war; 2) weil keine Eiterung vorhanden ist, die bei einer seit 2 Jahren bestehenden Knochenentzündung am Kiefer nicht leicht fehlt; 3) weil die Anschwellung so beschränkt, so gleichmässig ist, wie die Knochenauflagerungen bei Caries oder Nekrose nicht zu sein pflegen; 4) weil in dem Alter des Patienten Knochenentzündungen von dieser Ausdehnung nicht leicht Vorkommen, ausser nach Phosphorintoxication, die nicht Statt hatte. — Wir haben es also mit einem Tumor zu thun: etwa mit einem Markschwamm, das Alter des Patienten ist dazu disponirt, doch die Ge- schwulst ist fest, der Knochen ist nicht verzehrt, sondern, wie es scheint, nur aufgebläht von einer in der Markhöhle entstandenen Neubildung, auch wäre das Wachsthum für einen Markschwamm zu langsam. Ist es eine Exostose? dafür ist es oben im Munde zu weich, man dringt bei einem Stich mit einer feinen Nadel von oben in die Geschwulst leicht ein. Tst es ein Enchondrom? Consistenz, Form, Art des Wachsthums, Alter des Patienten passen wohl; doch die Localität nicht; Enchondrome im Mittel- stück des Unterkiefers in diesem Alter sind äusserst selten. Es ist ein centrales Osteosarkom: dazu stimmen alle Erscheinungen, und Sie wissen, dass diese Geschwülste im Unterkiefer häufig sind im jugendlichen Alter. Ich sage, Sie wissen: besser Sie werden es allmählig nach und nach ler- nen; und ich kann Ihnen nur rathen, jedesmal, wenn Sie in der Klinik