Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    Verlauf zum Tode stattfindet, und die Erfahrungstatsache wäre un- verständlich, dass nicht die Fälle mit reichlicher Transsudation die schlimmsten sind, sondern die mit spärlicher Entleerung. Man ist also genöthigt, noch ein weiteres für den Organismus deletäres Mo- ment anzunehmen. Als solches betrachtet man vorläufig ein giftiges Zersetzungsalkaloid, ein Ptomain, welches von den Kommabacillen producirt wird und entweder vom Darm aus in den Kreislauf ge- langt — die Möglichkeit dazu besteht, auch wenn man der Dünn- darmschleimhaut jegliche Resorptionsthätigkeit während des Cholera- processes abspricht — oder toxisch auf die Nerven der Darrawand und centripetal fortschreitend auf das Centralnervensystem lähmend wirkt. Es ist auch in der That neuerdings ein flüssiges Ptomain aus Komma- bacillusreinculturen von Nicati und Rietsch dargestellt worden, welches auf Tliiere übertragen sich höchst- giftig erwies, insbeson- dere Sinken der Temperatur und Lähmungszustände bewirkte. Die Bösartigkeit der Krankheit und Rapidität ihres Verlaufes in der ersten Periode der Epidemie, wo ja fast alle Erkrankten sterben, würde hiernach auf eine besonders intensive Ptomainpro- duction Seitens der auf frischen Nährboden verpflanzten Bacillen zu beziehen sein, und es würde angenommen werden müssen, dass diese sich mit der Zeit abschwächt, ohne dass die quantitative Entwick- lung der Bacillen eine Einbusse erführe. Geht der Process zur Genesung, was in der ersten Hälfte der Epidemie die Ausnahme, in der zweiten Hälfte derselben die Regel bildet, so nimmt die Zahl der Dejectionen und der in den- selben enthaltenen Bacillen rasch ab, das decomponirte Aussehen des Kranken verliert sich infolge neuer Wasseraufnahrae und frischer plasmatischen Strömung. Herzthätigkeit und Puls bessern sich, die Nierensecretion stellt sich wieder her. Allein nur zu oft hinterlässt der Sturm der Krankheit eine Reihe schwerer Verwüstungen im Organismus. Die Ausgleichung dieser Störungen ist für den geschwächten Körper eine grosse Last, der er oit genug noch spät erliegt. Erreichen diese sogenannten Reac- tionser sch einungen eine hohe Intensität, stellen dieselben ein l schweres typhusähnliches Bild dar, so bilden sie das, was wir Cho- j leratyphoid nennen. Letztere Bezeichnung ist zwar nach unseren heutigen A orstellungen recht wenig significant, indessen hat dieselbe als Sammelbegriff für die schweren Störungen nun einmal Bürger- recht erworben und ist vorderhand nicht gut zu entbehren. Die eiste Stelle im Bilde des Choleratyphoids nehmen die Stö-