Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    breitung auszuschalten. Auch liegt in den Behauptungen der Loca- listen, wie mir scheint, ein innerer Widerspruch. Indem sie zugeben, dass der kranke Mensch, mag er den Infectionsstoff in seinem Haaren oder seinen Kleidern mit sich führen, die Krankheit verschleppen und aus dem Hause, in welches er aufgenommen wird, eine Cholera- localität machen kann, müssen sie diese Möglichkeit auch für ein Spital zugeben. Ein öder mehrere in ein Krankenhaus aufgenom- mene Cholerakranke können dasselbe also zu einer Choleralocalität stempeln. Da nun aber in einem solchen Hause sich vielleicht Hun- derte von anderen Kranken befinden, welche vermöge ihrer Leiden eine geringere Resistenzfäliigkeit gegen die Cholerainfection besitzen, als Gesunde, so werden dieselben in hohem Maasse der Gefahr der Ansteckung ausgesetzt, was um so weniger zu rechtfertigen ist, als die Mehrzahl dieser Kranken vermöge ihrer Krankheit oder ihrer äusseren Verhältnisse ausser Stande sind, das Haus zu verlassen. Sie müssen sich gezwungen in eine Lage finden und einer Gefahr aussetzen, der sie, weniger arm, entrinnen würden. Die Ansicht der Localisten, dass die Gefahr der Ansteckung nur eine vermeint- liche sei, beruhigt die Insassen des Krankenhauses nicht, da sie, und mit ihnen die Mehrzahl der Aerzte, anderer Ansicht sind. Bei der grossen Verantwortung, welche die Gemeindebehörden für Leben und Gesundheit derjenigen tragen, welche sich ihren Kran- kenanstalten vermöge der bestehenden socialen Institutionen anver- trauen müssen, kann man meines Erachtens die Unterbringung von Cholerakranken unter ein Dach mit anderen Kranken nur dann rechtfertigen, wenn nachgewiesen wird, dass der Cholerakranke nie- mals eine Choleralocalität schaffe oder verursache. Dieser Beweis wird schwerlich zu erbringen sein. Mögen auch in manchen Spi- tälern die Infectionen anderer Kranker spärlich gewesen sein, so ist es dagegen in anderen Krankenhäusern schlimmer zugegangen. Die Truppenkörper in Indien verlassen ihre Kasernen und Gar- nisonsorte, sobald Cholerafälle in denselben vorgekommen sind, und suchen sich eine gesundere Garnison. Diese Maassregel hat sich vortrefflich bewährt und es ist rathsam dieselbe nachzuahmen. Eine Evacuirung der Gesunden ist bei Militärs, bei Armenhäusern und Pfrtindanstalten wohl thunlieh, wie aber soll man es bei Kranken- häusern, bei Detentions- und Zuchthäusern anstellen? Hier ist es doch nur möglich, die Cholerakranken zu evacuiren, denn wohin mit den Gesunden? Wenn die Strafanstalt Laufen bei den ersten Fällen der Cholera in der mörderischen Epidemie von 1873 sogleich vollständig evacuirt worden wäre, so dürfte das Gesammtresultat der