Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    In das allgemeine Lob des Opiums kann ich nicht einstimmen. Ich habe davon mehr ungünstige als günstige Wirkungen gesehen, insbesondere schienen mir die mit Opium behandelten Fälle im All- gemeinen einen schwereren Charakter anzunehmen, als die nicht mit Opium behandelten. Dasselbe hat schon Dornblüth von der Rostocker Epidemie von 1859 berichtet, wo zuletzt das Opium ganz discreditirt war. Ob Opium in sehr grossen Dosen anders und besser wirkt, als in den gewöhnlichen mittleren Dosen, muss ich dahin ge- stellt sein lassen. Günstig wirken nach der gangbaren Ansicht die ätherischen Oele, wie sie in den sogenannten Choleratropfen vertreten sind. Das ist eine Mischung von Tinct. opii croc. 6,0, Vin. Ipecac. 4,0, Tinct. Valerian. aeth. 12,0 und Ol. Menthae pip. 1,0. DS. Alle halbe Stunden 15—25 Tropfen in Pfeffermtinzthee zu nehmen. Diese so- genannten russischen Tropfen finden nebst dem Pfeffermtinzthee ihre Anwendung vorzüglich bei den leichten Diarrhöen und den Cholera- ängsten. Sie werden in solchen Zeiten am besten in jedem Hause parat gehalten, weil es für ängstliche Gemüther eine Beruhigung gewährt zu wissen, dass sie Medicamente für den Fall eines nächt- lichen Erkrankens vorräthig haben. Ich will dem Pfeflfermiinzthee und den ätherischen Oelen nicht zu nahe treten, finde aber, dass sie abscheulich schmecken und die Uebelkeit vermehren. Guter rus- sischer Tliee mit etwas Rum ist den Meisten angenehmer. Auch der sogenannte Glühwein (l/4 Liter rother Wein mit Zimmt, Gewürz- nelken und Zucker aufgekocht) wirkt höchst angenehm und ist dem heissen Grog entschieden vorzuziehen sowohl wegen der darin ent- haltenen ätherischen Oele als auch wegen des Tanningehaltes der heissen alkoholisch-wässrigen Lösung. In Betreff der Diät und des sonstigen Verhaltens der Kranken kann der Arzt nicht strenge genug sein. In Cholerazeiten muss jeder Diarrhoekranke unter allen Umständen sofort ins Bett, erhält recht warme trockene Bedeckung des Unterleibs (heisse Kleiensäcke oder Topfdeckel mit Flanellbedeckung) und eine Tasse heissen Thees. Liegt eine Indigestion vor, so ist es rathsam eine Salzsäuremixtur (3,0 : 150 Aq. und 25,0 Syrup) zu verordnen und als Nahrung und Getränk nur dünnen Hafer- oder Gerstenschleim zu gestatten. Hiermit wäre das Wesentlichste der Therapie der Choleradiarrhoe erschöpft. Da dieselbe von einer einfachen katarrhalischen Diarrhoe : nur durch den Nachweis der Anwesenheit des Kommabacillus in den Stuhlentleerungen zu führen ist, da die hierzu nöthige bakteriolo-