Volume 1

Lehrbuch der Anatomie des Menschen / von August Rauber.

  • August Rauber
Date:
1892-1894
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Credit: Lehrbuch der Anatomie des Menschen / von August Rauber. Source: Wellcome Collection.

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    wichtiger Wachstumsstufen geben muss; so eine Anatomie des Säuglings- alters, des Kindesalters, des G-reisenalters. Über das Verhältnis der Anatomie zur Wissenschaft von den lebenden Wesen im ganzen, zur Biologie, giebt das folgende Täfelchen weiteren Auf- schluss und Übersicht: Biologie = Morphologie + Physiologie Anatomie und Entwicklungsgeschichte ^ ^1 ^ Ontogenie und Phylogenie oder Embryologie und Stammesgeschichte Phytotomie und Zootomie Anthropotomie und Anatomie der Tiere. = Anatomie des Menschen Aus dem Angegebenen lässt sich unschwer ermessen, zu welchen Zwecken wir Anatomie studieren. Es geschieht dies 1) aus wissenschaftlichen, 2} aus praktischen, 3) aus ethischen Gfründen. In Bezug auf den ersten Punkt ist klar, dass es unsere Aufgabe ist, den Menschen nach Form und Bau wissenschaftlich verstehen zu lernen, ohne Rücksicht auf irgend eine Nebenabsicht. Mcht selten wird der zweite Punkt von Anfängern vorangestellt; allein das ist ein falscher Weg, der vermieden werden muss. Wenn überhaupt irgend ein Naturgebilde es wert ist, aus rein wissenschaftlichen Gründen durchforscht zu werden, so ist es der menschliche Körper, bei welchem wir der Natur auf dem Höhepunkt ihres irdischen Schaffens begegnen. Der wissenschaftliche Gewinn muss notwendigerweise ein unendlicher sein: Aber auch der praktische Gewinn schliesst sich in seinem Masse ganz an jenen an. Der praktische Gewinn, vor allem für die Erfüllung der ärztlichen Aufgaben, stellt sich zugleich ganz ohne besonderes Zuthun ein, wie schon oben bemerkt wurde; die praktischen Anwendungen der Anatomie brechen wie Ströme aus der wissenschaftlichen Arbeit hervor. • Bei einem genaueren Eingehen auf dieses Verhältnis wird uns aber alsbald klar werden, dass es zwar allseitiger anatomischer Kenntnisse bedarf, um die eingetretene Beschädigung des Körpers beurteilen und behandeln zu können, dass es aber einen höheren Wert haben muss, diesen vollkommenen Bau, soviel als die Wissenschaft es an die Hand giebt, auf allen Stufen seines Daseins vor dem Eintritt einer Beschädigung zu bewahren. Es liegt die Aufgabe in erster Linie vor, diesen wunderbaren Bau von seinem ersten Werden an mit solchen Schutzmitteln zu umstellen, dass er sich in voller Blüte, in voller Gesundheit zu entwickeln und zu entfalten vermag und nicht krank wird. Es ist das Gebiet der 1) Der Begriff der Phylogenie oder Stammesgeschichte ergiebt sich aus der Theorie des Ursprunges höherer Organismen aus niederen durch Umwandlung im Laufe der Zeit. Von dieser Theorie wird an späterer Stelle noch die Rede sem.