Die Haematomanie des ersten Viertels des neunzehnten Jahrhunderts, oder, Der Aderlass in historischer, therapeutishcer und medizinischpolizeilicher Hinsicht / von Peter Joseph Schneider.

  • Schneider, Peter Joseph, 1791-1871.
Date:
1827
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Haematomanie des ersten Viertels des neunzehnten Jahrhunderts, oder, Der Aderlass in historischer, therapeutishcer und medizinischpolizeilicher Hinsicht / von Peter Joseph Schneider. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    31/536 (page 15)
    Medizin mit einer Menge von Träumereyen und Unge- reimtheiten anfüllte. Dafs nun auch diese dogmatische Schule auf die Theorie des Aderlasses kein günstiges Licht warf, vielmehr die sicheren Hippokratischen Lehrsätze darüber bemängelte, und bei dem Gebrauche künstlicher Blutent- ziehungen häufig in Extreme verfiel, beweisen folgende geschichtliche Notizen: Diocles von Karystus *) und Praxagoras von Cos **) waren bekanntlich die eifrigsten und getreuesten Anhänger der Hippokratischen Medizin, und ungeachtet sie seine Lehrsätze unter allen am reinsten zu erhalten suchten; so wichen sie dennoch rücksichtlich der Anwen- dung künstlicher Blutentziehungen sehr bedeutend von den Hippokratischen Lehrsätzen ab, indem sie schon in der Gehirn- und Halsentzündung, in der Darmgicht, Epi- lepsie, Lähmung, in dem Seitenstiche über der Leber, und in Krankheiten der Leber und des Milzes zu reichli- chen Aderlässen ihre Zuflucht nahmen. Besonders be« diente sich Praxagoras sehr häufig des Aderlasses in Blutflüssen, und machte es sich auch gegen die Grundsä- tze seiner Vorgänger zur strengsten Regel, nie nach »dem fünften Tage in Brustentzündungen die Ader zu öffnen. Und so entstand nun allmälig ein höchst verderblicher Mifsbrauch dieses Genesungsmittels, welches in der Folge mannigfaltige Streitigkeiten herbeiführte, bis Chrysipp von Knidos **#), ein Sohn des Erineus und Schüler *) Co ei. Aurel. acut. Lib, I. c. 12. ///. c. 4. und c„ 17» Chron. Lib. 1. c. 4. II, c. 5. **) Coel. Aurel. ebendaselbst acut, Lib. II. c. 20. 29. ***) Plinii hish nat. Lib. XX. c'9. et Lib. XXVI. c. 9.