Ueber die Structur und die chemischen Eigenschaften der thierischen Bestandtheile der Knorpel und Knochen / von J. Müller.

  • Müller, Johannes.
Date:
[1836]
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber die Structur und die chemischen Eigenschaften der thierischen Bestandtheile der Knorpel und Knochen / von J. Müller. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    8/56 (page 302)
    genannt wurde, umfäfst die niederen, welche zum Tlieil mehr durch ihre physikalischen Eigenschaften nützlich sind; ihre essigsaure Auflösung wird von Cyaneisenkalium nicht gefällt. Hieher gehören, nach Berzelius, Zellgewebe, äufsere Haut, Knorpelgewebe, Sehnengewebe, elastisches Gewebe. Die einfachen Materien aber, deren essigsaure Auflösung von rothem Cyaneisenkalium nicht gefällt wird, sind bekanntlich Leim, Osmazom und Speichelsloff. Der erstere geht hauptsächlich in die Zusammensetzung der niederen Gewebe ein. Berzelius unterscheidet beide Klassen der Körper durch das Verhalten zum Kaliumei- sencyanid, und dieser Unterschied ist auch allein durch- greifend, so lange man annimmt, dafs die innere Haut der Arterien oder das elastische Gewebe beim Kochen keinen Leim gebe, und dafs es auch nicht leimgebende Knorpel gebe. Eulenberg hat nun beobachtet, dafs das elastische Gewebe in dieser Hinsicht keine Aus- nahme macht, obgleich es selbst nach sehr langem Ko- chen elastisch bleibt. Alles elastische Gewebe, auch die mittlere Haut der Arterien, giebt nach lange genug (48 Stunden) fortgesetztem Kochen entschieden Leim, und man erhält aus den schon ausgezogenen Theilen durch neues Kochen immer wieder neuen Leim, so dafs man den Leim nicht blofs vom Zellgewebe herleiten kann. Diefs wird auch dadurch bewiesen, dafs, wie ich fand, der Leim des elastischen Gewebes sich durch seine Reactio- nen vom Leim des Zellgewebes unterscheidet. Auch die innere Haut der Arterien gehört zu den leimgebenden Geweben. Die Einlheilung der Knorpel in leimgebende und nicht leimgebende, welche ausgezeichnete Autoritä- ten, wie Berzelius und E. H. Weber für sich hat, scheint mir in aller Strenge auch nicht mehr festzuhalten; diese Unterscheidung verschwindet zum Tlieil, wenn man das Kochen der Gewebe 12, 24, 48 Stunden fortselzt. Miescher fand schon, dafs die Kehlkopfknorpel in 15 Stunden durch Kochen in Leim gelöst wurden. Dasselbe