Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in fünfzig Vorlesungen : ein Handbuch für Studirende und Aerzte / von Theodor Billroth ; bearbeitet von Alexander von Winiwarter.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1882
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in fünfzig Vorlesungen : ein Handbuch für Studirende und Aerzte / von Theodor Billroth ; bearbeitet von Alexander von Winiwarter. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    976/1000 (page 954)
    man ist ausserdem in solchen Fällen nie sieher, ob die Caries nicht in be- nachbarten Knochentheilen oder an den Sägeflächen weiterschreitet, und die Granulationen wieder einen fungösen Character annehmen. Uebrigens ist durch die Jodoformbehandlung auch in dieser Hinsicht ein grosser Schritt nach vorwärts gemacht worden, so dass hoffentlich die Resectionsstatistik der Zukunft einen wesentlichen Fortschritt bezeichnen wird. Auch die Heilungsdauer der Resectionswunden, welche gegenwärtig im günstigsten Falle mindestens 1—2 Monate beträgt, oft aber viel längere Zeit in An- spruch nimmt, dürfte durch die neue Methode eine wesentliche Modification erfahren. — Indolente Fistelgänge bleiben oft Monate und Jahre lang nach der Resection zurück, ohne jedoch den Patienten an dem Gebrauche seines Gliedes zu hindern, wenn nur in der Tiefe die resecirten KnochQnenden durch normales, widerstandsfähiges Narbengewebe vereinigt sind. Auf die Endresultate der Gelenksecretionen hat man in jüngster Zeit eine ganz besondere Aufmerksamkeit gelenkt. Die Pseudogelenke nach Re- sectionen können nämlich so schlaff werden, dass sie activ gar nicht be- wegt werden können, und das resecirte Glied als total unbrauchbar, schlot- ternd, mehr oder weniger paretisch dem Körper anhängt. Andere Schlotter- gelenke sind activ etwas beweglich; dann folgen die Gelenke, welche fast vollkommen normale Beweglichkeit und entsprechende Kraft bei normaler Muskulatur besitzen; endlich die anchylotischen Gelenke, die jedenfalls brauch- barer sind als die nur passiv beweglichen Schlottergelenke. — Die Aus- dehnung der entfernten Knochentheile, der Grad der Regeneration von Knochen an den resecirten Gelenkenden, die Sorgfalt, welche bei Trennung der Muskelansätze beobachtet wurde, das Alter, die Constitution und die Muskelkräftigkeit des operirten Individuums haben vielen Einfluss auf das Endergebniss. Gymnastische Uebungen, Elektricität, Bäder, Application zweckmässiger Apparate, das Alles ist wichtig zur Erzielung günstiger Re- sultate. Da sich dieselben aber bei jedem Gelenke verschieden gestalten, und auch verschiedene Methoden und Apparate zur Behandlung erfordern, so können diese Hülfsmittel erst in der Klinik, bei Besprechung der Resec- tionen an den einzelnen Gelenken genauer erörtert werden. In Betreff der Prognose quoad vitam gilt bei den Resectionen der Gelenke dasjenige, was wir bei den Amputationen erwähnt haben. Die Resectionen wegen Caries verlaufen im Allgemeinen günstiger, als die Re- sectionen wegen Verletzungen. Die Gefahr steigt, je näher das Gelenk dem Rumpfe liegt; doch sind, bei den Resectionen noch mehr als bei den Am- putationen, seitdem die Lister'sche Methode in Aufnahme gekommen und durchgängig angewendet wird, die Gefahren für das Leben einerseits wesent- lich verringert, und andererseits die durch die Operation erreichbaren Re- sultate ungemein verbessert worden. Eine umfassende Statistik in dieser Richtung bleibt der Zukunft vorbehalten. —