Lehrbuch der Arzneimittellehre : mit gleichmässiger Berücksichtigung der österreichischen und deutschen Pharmacopoe / bearbeitet von W. Bernatzik und A.E. Vogl.
- Date:
- 1886
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Credit: Lehrbuch der Arzneimittellehre : mit gleichmässiger Berücksichtigung der österreichischen und deutschen Pharmacopoe / bearbeitet von W. Bernatzik und A.E. Vogl. Source: Wellcome Collection.
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![Austr. (Mac. aus 5 Th. Scilla, 5 Th. Sp. Vin. 9 Th., Acid. acet. dilut. und H6 Th. Aq. Klare gelbliche Fliissigkeit von saurem, liinterher bitterem Geschmack und sauerlichem Gei'uch, Ph. Germ.) Intern zu I'O—5'0 pr. dos., SO^O pr. die, meist in Mix- turen und Saturationen, selten extern zu Einreibungen, als Zusatz zu Clysmen etc. 3. Oxymel Scillae, Meerzwiebel-Sauerhonig. Ph. A. et Germ. Mischung von 1 Th. Acet. Scillae imd 2 Th. Mel depurat. auf 2 Th. eingedampft und colirt. Klare, gelblichbraune Fliissigkeit. Intern zu 5-0—10-0 (1—2 Theel.) pr. dos., 30-0 pr. die, fiir sich als Emeticum bei Kindern, sonst als Zusatz zu diuretischen, expector. und emetisch. Mixturen. 4. Tinctura Scillae, Meerzwiebel-Tinctur. Pli. Germ. Mac. Tinct. imVerhalt. v. 1 : 5 Sp. Vin. dil., gelb, von widerlich bitterem Geschmack. Int. zu O'o—10 (.10—20 gtt.) pr. dos., 5'0 pro die; selten allein, meist mit anderen Diureticis, in Tropfen und Mixturen. Vollkommen entbehrlicli. Herba Convallariae, Maiglockchenkraut. Das zur Bliithezeit gesimmelte und getrocknete Kraut der bekannten einheimisclien Smilacee Con- vallaria majalis L. Es enthalt (nach IFa/z, 1830) zwei Glycoside: das krystallisirbare, wenig in Wasser, leicht in Alkobol, nicht in Aetber losliche, durch verdiinnte Sauren in Zucker und Convallaretin spaltbare C on vallarin und das als ein tbeilweise mikrokrystalliniscbes Pulver von weisser Farbe darstellbare Con v all ama r i n, welches auhaltend bittersiiss schmeckt, leicht in Wasser und AVeingeist, nicht in Aether loslich und durch verdiinnte Sauren in Zucker und Convallamaretin spalt- bar ist. Nach fl/arwe's Untersuchungen (1867) wirkt Convallarin zu einigen Decigr. bei Thieren abiiihrend, wahrend dem Convallamarin eine digitalinahnliche Action auf das Herz znkommt. Als letale Dosen land er bei intravenbser Application fiir Hunde l:i—'AO, i'fir Katzen 5, fiir Eaninchen 6—8 Milligr. Der Tod erfolgt in wenigen Minuten durch Herzstillstand. Das Kraut, in Russland ein altes Volksmittel, wurde in den letzten Jahren von russischen und franzosischen Aerzten Bognjawlenski, 1881, J. ^V. Troitzki^ G Sec, ]882etc.) gepriift und als Ersatzmittel der Folia Digitalis empfohlen (im Infus., in Form eines wasserigen Extracts und einer Tinctur). Es soli bei Herz- kiankheiten und insbesondere als Diureticum vorziiglich wirken und sich von Digitalis durch Ausbleiben der uuangenehmen Nebenwirkungen auf das Central- nervensysteni und auf die Digestionsorgane, sowie der cumulativen Wirkung vor- theilbaft uuterscheiden. Indessen stimmen andere Autoren (Leyden, P. K. Pel, B. Stiller, A. Hiller u. A.) in dieses Lob nicht ein, indem sie weder mit dem Aufgusse des Krautes, noch mit dessen Praparaten irgend welche nennenswerthe Erfolge erzielt haben. Nach Falkenhe'lm (1885) sind nur die frisch lieblich riechenden, getrocKnet fast geruchlosen, bitter und etwas scharf schmeckenden Bliithen, welche ehemals officinell (Flores Convallariae majalis, Fl. Convalliae) und insbesondere als Niesmittel (Flores sternutatorii) gebraucht waren, wirksam (2 sttindl. 1 Essl, eines Infus. aus Id O auf 200'0 Col. mit 200 Mucilago Gummi Arab, zur Verhiitung, resp. Beschrankung der zuweilen darnach auftretenden Durchfalle), jedoch weniger sicher als Folia Digitalis. Ueber die therapeutische Verwendbarkeit des Convallamarins spricht sich G. Lfulnisehcr (18f4) auf Grund seiner Erfahrungen am Krankenbette dahin aus, dass, wenn iiberhaupt etwas damit erzielt wird, man eher eine Verschlimraerung des Zustandes erwarten kann. Analoge Herzgifte dtirften auch noch in vielen anderen Pflanzen aus den Familien der Smilaceen, Liliaceen und Amaryllideen enthalten sein, so in der einheimischen Einbeere, Paris quadrifolia L., in Muscari-, Ornithogallum-, Pancratium-, Amaryllis-, Narcissus-, Leucojum- Arten, im Schneeglockchen, Galanthus nivalis L, in Fritillaria im- perialis L., Gloriosa superba L. u. s. w. (Vergl. hieriiber Z^iwcw^w//und Konig, Arch. f. experim. Pathol, und Pharmakol. V. 1876.)](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21924405_0780.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)