Die normale Resorption des Knochengewebes und ihre Bedeutung für die Entstehung der typischen Knochenformen / von Albert Kölliker.

  • Kölliker, Albert von, 1817-1905.
Date:
1873
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Credit: Die normale Resorption des Knochengewebes und ihre Bedeutung für die Entstehung der typischen Knochenformen / von Albert Kölliker. Source: Wellcome Collection.

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    wie der ächte Knochen in die Gruben der erötfneten Knorpelkapseln bei der endochondralen Knochenbildung. Dem Gesagten zufolge liegt somit an allen Resorptionstlächen von Diaphysenenden in grosser Ausdehnung endochondraler Knochen mit Knorpelgrimdsubstanzresten oder mit andern Worten, junge eben erst gebildete Suhstantia si)ongiosa, frei zu Tage, ein bis anhin noch nicht bekanntes Verhalten, Avelches offenbar, ^venigstens in der nachembryonalcn Periode, eine gewisse Gefahr mit sich bringt und die Diaidiysenenden an den Resorptionsstellen minder fest machen könnte. Diese Gefahr wird jedoch dadurch autgewogen, dass gerade an den Resori)tionsstellen die oberffächliche schwammige Substanz durcb fortgesetzte innere Al)lagerungen so sich verdichtet, dass sie die grösste Ueberein- stimniung mit äebter compacter SuI)Stanz annimmt. So fand ich bei einem 15jährigen Individuum am ol)eren Ende der Til)ia die von intraeartilaginöser Knochensul)stanz mit Knorpelresten gebildete com- pacte oberffächliche Lage 0,51—0,1 mm. dick und im Aussehen von der ächten compacten Substanz wenig versebieden, nur dass ihre Haversischen Kanäle weniger regelmässig verliefen. ln Betreff' der Umwandlung der Resorptionsflächen in Aj)positionsflächen an dem vom Gelenkende entfernteren Rande der Resorptionszonen hat mir eine Untersuchung menschlicher Knochen verschiedenen Alters auf Quer- und Längsschnitten folgendes Nähere ergeben. In erster Linie ist hervorznheben, dass eine Resorptionsffäche in der Regel nicht unmittelbar in eine Appositions- oder Wachsthumsffäche sich umwandclt. Wenigstens findet man an bei weitem den meisten Stellen die aulgelagerten neuen Knochenmassen durch eine scharfe Linie von den alten Lagen, die der Sitz einer oberflächlichen Resorj)tion waren, getrennt. Diese Grenzlinie nun tritt in doppelter Weise auf. In den einen Fällen zeigt der alte Knochen zwar kleinere, aber noch voll- kommen gut erhaltene Ilowship’sche Grübchen, und dann tritt die Grenze als eine unregel- mässig zackige und ausgebuchtete Linie besonders scharf und deutlich hervor, während an andern Stellen die Grübchen fast ganz oder ganz verschwunden sind und die alten und neuen Knochen- lagcn durch längere gerade oder leicht gebogene Linien gegen einander begrenzt werden. Der Unterschied zwischen den beiden genannten Knochenlagcn wird nun dadurch noch deut- licher gemacht, dass dieselben einen verschiedenen Bau haben. Die der Resorption anheimfallenden Knochenlagen an den Diaphysenenden haben schon von früher Zeit an einen deutlich lam eil Ösen Bau mit Lamellen, die wie gewöhnlich die Markräume und Getässkanäle umkreisen. Die neu auf- gelagerten Theile dagegen sehen mehr faserig aus und stehen die Fasern senkrecht oder nahezu senkrecht auf der Oberfläche des Knochens oder der Resor[)tionsfläche und haben die Knochen- kör])erchen ebenfalls senkrecht gestellt zwischen sich, von denen übrigens noch bemerkt werden kann, dass sie da, wo sie in alten Howship’schen Grübchen liegen, das Ansehen der Kugeln annehmen, welche bei der Ablagerung der ersten intracartilaginösen Knochensubstanz in die eröffneten Knorpel- kapseln auftreten, eine Thatsache, die bereits Lieberkühn beim Unterkiefer wahrgenommen hat. Alle diese Verhältnisse sieht man sehr deutlich an Querschnitten und Längsschnitten der Diaphysenenden erweichter Knochen, besonders nach Behandlung derselben ndt Carmin oder Ilaeraato- xylin. Entnimmt man diese Schnitte Stellen, wo Resorptionstlächen an Ap])ositionsffächen angrenzen, so überzeugt man sich ausserdem, dass die Howship’schen Grübchen an der Grenze beider je länger je kleiner werden, bis endlich eine dünne Aj)positionszone auf der grubigen Fläche auftritt und dann je länger um so mehr sich verstärkt. Flächenschnitte erweichter Knochen zeigen an den Grenzen der Resorptionszonen in der schönsten und deutlichsten Weise die allmäligc Verkleinerung der llowship’schen Grübchen und ebenso die Abnahme der Ostoklasten an Grösse, bis dieselben von gewöhnlichen Osteoblasten sich kaum mehr unterscheiden. Machen sich nun auch bei der Umgestaltung einer Resorptionsffäche in eine Wachsthumsffäche Zwischenstufen bemerklich, so gehen doch, wie es scheint, beim Menschen in der Regel solche Flächen nicht unmerklich in einander über, wie sich daraus ergibt, dass an so vielen Orten der neue