Die Taubstummen und die Taubstummen-Anstalten / nach seinen Untersuchungen in den Instituten des Königreichs Württemberg und des Grossherzogtums Baden von Medizinalrath Dr. Hedinger.

  • Hedinger, August.
Date:
1882
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Credit: Die Taubstummen und die Taubstummen-Anstalten / nach seinen Untersuchungen in den Instituten des Königreichs Württemberg und des Grossherzogtums Baden von Medizinalrath Dr. Hedinger. Source: Wellcome Collection.

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    Das Verhältniss der männlichen zu den weiblichen Taubstummen ist = 4:3. Die meisten Taubstummen wurden bis jetzt bei den den untersten Ständen Angehörigen, als Kindern des. Mangels und der Noth, gefunden. Heirathen unter nahen Verwandten wurden als die Taub- stummheit begünstigend angesehen. Dr. Bern im von Kentucky hat gefunden, dass 10 > der Taub- stummen, 5^/0 der Blinden und IB^'/o der Irrsinnigen, welche in die verschiedenen Heilanstalten der vereinigten Staaten aufgenommen wur- den, Sprösslinge aus Ehen von Geschwisterkindern waren. Diese Ver- bindungen wurden nun in Kentucky und einigen anderen Staaten ver- boten, dem gegenüber fehlt es aber nicht an Autoritäten, besonders französischen (A. Voisin) und englischen (Dr. Child), welche auf Grund eigener Beobachtungen jeden nachtheiligen Einfluss der Ver- heirathungen Blutsverwandter auf die Nachkommenschaft entschieden in Abrede stellen (vgl. die spätem Tabellen). Gegenwärtig nimmt man an, dass die Taubstummheit in Ab- nahme begriffen sei, als Folge des allgemeinen Wohlstandes, richtiger wohl als Folge der aufmerksameren Behandlung der Kinderkrankheiten und besserer Erkenntniss der Ursachen der Taubstummheit, sowie der Fortschritte in der Behandlung der Ohrenkrankheiten. Eine Heilung der Taubstummheit ist bis jetzt nicht gelungen, auch nicht durch Electricität (const. Strom), welche hiefür die meisten Chancen bot. Die Taubstummenbildung muss daher den Mangel des Gehörs durch Erziehung und Unterricht unter Benützung der anderen Sinne ersetzen. Die Aristotelische Ansicht, dass die Taubstummen jeder Bildung unzugängliche Wesen seien, ist während des ganzen Mittelalters die herrschende geblieben, zumal, da sie von Justinian als theilweise recht- los behandelt wurden. Die zwei Schulen, die überhaupt massgebend sind für die Erziehung und Bildung der Taubstummen, sind: 1) Die Deutsche: Gründer der Sachse Samuel Heinick, geb. 1729. 2) Die Französische: Gründer der Abbe Charles Michel de l'Epee, geb. 1712.