Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / Adolf Strümpell.

  • Strümpell, Adolf von, 1853-1925.
Date:
1896
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    wohnlich zu den verhältnissmässig leichteren, die Neuralgien des zweiten und namentlich diejenigen des dritten Astes zu den schwereren Formen. Die schwere Form der Trigeminus-Neuralgie, bei welcher sich keine Ursache auffinden lässt, die Anfälle in grösster Intensität bald in kurzen Pausen (alle V2—Stunde), bald nach längeren Zwischenzeiten auf- treten und allen Heilversuchen mit grösster Hartnäckigkeit trotzen, hat Trousseau mit dem Namen der „epileptiformen Neuralgie'' bezeichnet, obwohl eine Beziehung dieser Krankheit zur echten Epilepsie keines- wegs nachweisbar ist. Bemerkenswerth ist, dass gerade diese Form bei neuropathisch belasteten Personen auftritt. Diagnose. Die Diagnose der Trigeminus-Neuralgien ist in allen ausge- sprochenen Fällen leicht. Man muss nur auf die Verbreitung des Schmerzes, auf das anfallsweise Auftreten desselben und auf die Druckpunkte genau Eücksicht nehmen. Sonst können bei oberflächUcher Untersuchung freilich Verwechselungen mit entzündlichen Knochen- und Periosterkrankungen, mit echten Zahnschmerzen, mit Migräne und mit anderen Formen des Kopf- und Gesichtschmerzes vorkommen. Sind die reflectorischen Muskel- zuckungen sehr stark, so kann bei ganz oberflächlicher Untersuchung die Trigeminus - Neuralgie auch mit einem clonisehen Facialiskrampf (der „tic douloureux mit einem „tic convulsiv) verwechselt werden. Prognose. Die Prognose ist nie mit voller Sicherheit zu stellen. Am günstigsten ist sie in frischen Fällen und da, wo eine nachweisbare, zu beseitigende Ursache zu Grunde liegt. Beruht das Leiden dagegen auf einer gröberen anatomischen, nicht zu entfernenden Ursache, oder handelt es sich um alte, „habituell gewordene Fälle, so ist die Pro- gnose oft leider sehr zweifelhaft oder ganz ungünstig. Therapie. Die Behandlung der Trigeminus-Neuralgien geschieht ganz nach den im vorigen Capitel besprochenen Grundsätzen. Beim Auf- suchen der causalen Indicationen hat man bei Neuralgien des zweiten und dritten Astes vor Allem nach Erkrankungen der Zähne, ferner in allen Fällen nach etwaigen Affectionen der Nase, der Stirnhöhlen und des Mittelohres zu suchen. Cariöse Zähne, welche schmerzhaft sind und irgend eine Beziehung zur Neuralgie zu haben scheinen, sind stets zu entfernen, die etwa sonst vorhandenen genannten Erkrankungen mit specialistischer Gründlichkeit zu behandeln. Besteht Verdacht auf Syphilis, so muss ein Versuch mit Jodkalium, besteht Verdacht auf Malaria, ein Versuch mit Chinin gemacht werden. Im Uebrigen ist bei frischen („ rheumatischen) Neuralgien zunächst ebenfalls das Chinin (1,0—3,0 oder in noch grösseren Dosen) oder eines der zahlreichen neueren „ Nervina [Antipyrin, Phenacetin, Salipyrin, Exalgin