Nervendehnung, Neurektomie und Nervennaht : ein Beitrag zur Nervenchirurgie / von Dr. Hildebrandt.

  • Hildebrandt, Paul, 1850-
Date:
1884
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Credit: Nervendehnung, Neurektomie und Nervennaht : ein Beitrag zur Nervenchirurgie / von Dr. Hildebrandt. Source: Wellcome Collection.

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    Schmerzen im Bereich desselben. Leider starb die Patientin in Folge einer Arrosion der Vena jugularis. Nur wenige Chirurgen folgten in den nächsten Jahren, so dass Vogt*) erst zwölf Fälle im Jahre 1877 zu sammeln ver- mochte. Seither aber ist die Operation unter dem Einfluss der antiseptischen Wundbehandlung so häufig, manchmal freilich auf die lächerlichsten Indicationen hin, gemacht worden, dass im Jahre 1881 Dr. Christian Fenger und E. W. Lee in Chicago nicht weniger als 97 Fälle aufzählen,**) darunter zwei von mir ausgeführte Dehnungen, zu welchen ich noch 12 aus verschiedenen Indicationen von mir gemachte hinzufügen kann. Fast in allen medicinischen Zeitschriften finden sich casuistische Beiträge, ja die Tagespresse posaunte ihr Lob bezüglich der Tabes, ob zum Vortheil der Operation, ist sehr fraglich; denn eine grosse Anzahl Tabiker drang in Folge dessen auf dieselbe, um nur zu hald bitter getäuscht zu werden. Am längsten sträubten sich unsere westlichen Nachbaren gegen sie. J. A. Fort nannte sie gelegentlich eines Referats über Nervendeh- nung bei Ischias, von John Cheyne in Edinburgh 1877 aus- geführt, une Operation cruelle. Indessen haben unter Anderen Df^bove, H. d'Ollier und Gilette sie dennoch in Anwendung gebracht. 2. Ausfuhrung. Wie bei allen Operationen ist auch selbstverständlich bei der Nervendehnung die strengste Antiseptik conditio sine qua non. Der Instrumentenapparat ist sehr einfach: Ein Scalpell, eine Hakenpincette, Wundhaken, Hohlsonde, Scheere und Nähzeug. Man legt durch Schnitte, wenn möglich, in der Längsrichtung des Nerven und durch stumpfes Präpariren mit dem Scalpellstiel diesen so weit bloss, dass er sich frei in seiner Scheide prä- sentirt. Diese wird mit einer Hakenpincette vorsichtig gefasst und ein Kegel abgehoben, der mit dem Messer abgeschnitten wird. Auf einer eingeschobenen Hohlsonde wird sie gespalten und vom Nerven stumpf abpräparirt. Sollte es sich dabei her- ausstellen, dass die Scheide mit dem Nerven fest verwachsen ist, so ist es zweckmässiger, den Nerven mit der Scheide zu dehnen. Denn welchen Effect sollte es haben, den Nerven eine Strecke weit herauszupräpariren, da vermuthlich die Scheide vom Austritt bis an die feineren Verzweigungen verwachsen ist, der Zug also doch immer Nerv und Scheide in toto trifft. Ich habe daher zumal bei kleineren Nerven, wie den Intercostales, den Nerven garnicht aus der Scheide herausgenommen, sondern in toto gedehnt und augenblicklichen Erfolg gehabt. Präparirt *) Vogt, Die Nervendehnimg als Operation in der chirurgischen Praxis. 1877. **) Nerve-Stretching, select topics of modern surgery, illustrated by cases from the hospital Service and private practice, reprinted from the Journal of nervous and mental Disease, Vol. VIII, No. 2, April 1881.