Beiträge zur Pathologie und pathologischen Anatomie des Centralnervensystems : mit Bemerkungen zur normalen Anatomie desselben / von Arnold Pick.

  • Pick, Arnold, 1851-1924.
Date:
1898
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Credit: Beiträge zur Pathologie und pathologischen Anatomie des Centralnervensystems : mit Bemerkungen zur normalen Anatomie desselben / von Arnold Pick. Source: Wellcome Collection.

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    dass vielleicht eine Störung des clieiro-kinästhetischen Centrums oder der von der Peripherie her zu demselben ziehenden Bahnen die Ursache der Schreibstörung sein sollte'); was zunächst die erste Annahme betrifft, so liegt im vorliegenden Falle absolut nichts vor, was auch den geringsten Anhalt zu der Annahme böte, dass die, von einzelnen Autoren postulierte, Stelle jenes Centrums, entweder von dem ange- nommenen einheitlichen Herde mitbetroffen, oder Sitz eines zweiten complicierenden Herdes sein sollte: was die zweite Annahme betrifft, dass die zuführenden sensiblen Bahnen der Haut und der in Betracht kommenden tieferen Gebilde zerstört waren, so scheint dieselbe zu- nächst in der That im vorliegenden Falle angesichts der, auch die Lageempfindung der Finger einschliessenden, rechtsseitigen Hämian- ästhesie des Kranken berechtigt; aber gerade für diese Kombination hat schon Wei nicke (Ges. Aulsätze 1893 S. 125) gezeigt, dass die Schreibstörung nicht von der Sensibilitätsstörung abhängt.^) Den übrigen klinischen Erscheinungen des Falles will ich nur einige kurze Bemerkungen widmen. Dem ganzen Verlaufe nach handelt es sich oÖ'enbar um einen jener Fälle, die zuerst B r o a d- bent als „ingravescent apoplexy beschrieben; auch der Typus der Lähmung ist ein klinisch schon bekannter; es ist der, von amerikani- schen Autoren, sogenannte „leg-sensory type, den dieselben aus der grossen Nähe der für das Bein bestimmten Fasern in der inneren Kapsel zum carrefour sensitif eiklären; der vorliegende Fall bietet insofern eine Bestätigung dieser Deutung, als zunächst die fehlende Beteiligung des Facialis, die geringe motorische Beteiligung des Armes und das raschere Zurückgehen der Parese des Armes, gegen- üb'er der des Beines, sehr gut mit jener Lokalisation in Einklang ge- braclit werden können; dies hier erst ausführlicher an den bekannten Tliatsachen über Lagerung der einzelnen Teile der Pyramidenbahn in der inneren Kapsel zu erweisen, dürfte wohl überflüssig sein. Einer kurzen Erklärung bedarf noch die Kombination von Hemianästhesie mit der aphatischen Sprachstörung; zunächst ist es aus der Form der Sprachstörung ohne weiteres ersichtlich, dass es sich im vorliegenden Falle nicht um eine motorische Aphasie handelt, also lokalisatorisch ebensowenig jener Fall vorliegt, für den Brissaud seine bekannte Deutung aufgestellt, wie jene Kombi- nation zweier entsprechend gelegener Herde, die neuerdings Bastian (Lumleian lectures, Sep.-Abdr. aus Lancet 1897, pag. 47) zur Er- klärung solcher Fälle herangezogen. Dagegen erklärt sich die in Rede stehende Combination ohne weiters, wenn wir annehmen, dass eine, sagen wir, beiläufig in der 1) Ich möchte hier ausdrücklich betont wissen, dass man im vorliegenden Falle zur Erklärung der Agraphie die Störung des optischen Wortcentrums oder der Markfaserung heranziehen wird, weil ich die bisher so controverse Frage noch nicht für durchaus erledigt halte, die Bedeutung des kiuästhetischen Factors nicht unterschätzt sehen möchte. 2) Siehe auch: Zwei Fälle von Eindenläsion in „Arbeiten a. d. psychiatr. Klinik in Breslau. Herausg. von C. Wernicke. 1895, S. 40 und 51. Nach- trägliche Bemerkung. Vergl. dazu auch den von v. Monakow (Gehirnpatho- logie in Nothnagel, Spec. Path. u. Ther. IX, 1. Hälfte, 1897, S. 410) mitgeteilten Fall, der dasselbe beweist.