Epilepsie (epilambanein, befallen), Fallsucht.

  • Benedikt, Moriz, 1835-1920.
Date:
[1893]
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Credit: Epilepsie (epilambanein, befallen), Fallsucht. Source: Wellcome Collection.

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    mit der Eigenthümliehkeit, dass mau die Anfälle durch Druck auf das betreffende Organ coupiren kann, ist bei den meisten Fällen vorhanden. Lach- oder Welnkrämpfe sind charakteristische Symptome, die aber ebenffills fehlen können. Die Diagnose „hysterisch“ kann überhaupt nur durch Complicationen mit hysterischen Symptomen begründet werden und ist selten zweifelhaft. Sie kommt auch bei Knaben, besonders in Folge von Misshandlungen, und bei Männern in Folge von Schreckaufregung vor. Wo die hysterische E. nicht als idiopathische mit hysterischer Färbung anzusehen ist, rührt sie meist von psychischem Shock her oder sie ist von irgend einer Stelle des Körpers her reflectirt, zum Theil von den Genitalien, aber ebenso gut von jeder anderen Stelle, besonders wenn Reizung ohne spontanen Schmerz — aber meist bei grosser Hyperästhesie gegen Druck — besteht. Es möge noch einmal betont werden, dass hysterische Convulsionen, die nicht mit Störungen des Bewusstseins eiuhergehen, nicht als E. angesprochen werden können, sondern höchstens als Epileptoid. Im Gegensätze zu den idiopathischen stehen die „symptomatischen“ Fälle. Man unterscheidet mehrere Formen der letzteren, zunächst die reflec- torischen, bei welchen durch meist latente Reizung von sensiblen Haut- oder Eingeweidenerven die Anfälle ausgelöst werden. Die Constatirung der reflectori- schen Natur ist ausser bei Traumen häufig sehr schwer. Dass viele hystero- epileptische Anfälle hiehcr gehören, wurde bereits betont. Eine andere, wichtige Reihe symptomatischer E. sind die durch Rinden- erkrankung bedingten, und zwar wesentlich durch Erkrankung der Hüllen und durch Neubildungen an der Rinde selbst. Auch hier spielt Schädeltrauma und die dadurch bedingten Rindenreizungen eine Hauptrolle. Unabhängig von einander haben Bravais, i c h und Jackson diese Formen beschrieben. *) Eine wichtige Gruppe innerhalb dieser sogenannten Corticalforraen bilden die durch Syphilis bedingten Fülle. Da die Erkrankung öfters symmetrisch an der inneren Fläche — am Paracentrallappen — erscheint, so ist diese Form öfters a priori bilateral, während die typischen sogenannten corticalen Formen dadurch leicht erkenntlich sind, dass die Spasmen zuerst innerhalb eines bestimmten beschränkten Muskelgebietes auftreten, dass bei sich häufenden An- fällen immer mehr und mehr Irradiation auftritt, bis die Anfälle auch hier bihemilateral werden und früher oder später sich mit den verschiedenen Formen der epileptischen Bewusstseinsstörung sich combiniren. Mit anderen Worten: sie beginnen meist als mehr minder incomplete Convulsionen und werden erst mit der Zeit zu wirklichen epileptischen Anfällen. ^ Seltener haben sie diesen Charakter von Hause aus. Dass der Ausdruck: „cortical“ zur Bezeichnung einer bestimmten Form eigentlich keinen Sinn hat, möge betont werden, da die Rinde das aussehliess- liche Centralorgan der E. ist. Die „toxischen“ E. bilden eine weitere Gruppe der symptomatischen E. Es scheinen auch einzelne organische Zersetzungsgifte dieses Leiden provociren zu können. Die Diagnostik der Fallsucht hat sich mit den „simulirten“ Fällen zu beschäftigen. Es gibt zwei wesentlich verschiedene Gruppen derselben. Bei der einen sind die betreffenden Individuen im Stande, den ganzen Mechanismus der E. durch Willenseinfluss auszulösen, wie viele Hysterische ihre Convulsionen. Solche Anfälle sind an und für sich von unwillkürlichen nicht zu unterscheiden, und wir erkennen sie eigentlich nur als gemachte durch die Aus- sagen dei‘ betreffenden Individuen. *) Audi bei nadi ilircin Verlaufe als iüiopathisdie crsdieineiiden Fällen scheinen viel öfter patliologisdi-anatoiuisdie Znstäiulo zu bestehen, als gewöhnlich angenommen wird. Dies i.st wenigstens die Ueberzoiigung, die ich aus den Befunden bei der Operation idiopathischer Fälle gewonnen habe.