Über Elasticität und Festigkeit der menschlichen Knochen / von Otto Messerer.

  • Messerer, Otto, 1853-1932.
Date:
1880
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Credit: Über Elasticität und Festigkeit der menschlichen Knochen / von Otto Messerer. Source: Wellcome Collection.

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    2) Druck- und Strebfestigkeit, a) Druck auf die Mitte langer Röhrenknochen. Derselbe war vermittelst zweier viereckiger, je 2 cm hoher Eisenprismen in dem Th eile der Werder’schen Maschine für Druck ausgeübt worden, und es wurde dabei der Knochenschaft wie ein zwischen den Fingern zusammengepresstes Schilfrohr unter Entstehung ausgedehnter Längsfissuren eingedrückt. Das erste Auftreten dieser Fissuren war meist von einem mehr oder minder deutlichen, krachenden Geräusche und einem ent- schiedenen Sinken der Wagschale begleitet; hatten sich dann die beiden Knochenwände aneinander gelegt, so konnte bis zum völligen Durch quetschen des Knochens der Druck meist noch sehr hoch gesteigert werden. Bis zum Auftreten der ersten Fissuren kamen in den wenigen in dieser Weise angestellten Versuchen folgende Belastungen in Anwendung: Oberarm. Radius. Ulna. Femur. Tibia. Fibula. 31 jähriger Mann kg 850 525 550 1300 600 300 24 jähriges Weib kg 600 390 310 1100 650 310 Bei dem 31jährigen Manne erfolgte die vollständige Durchquetschung der Mitte des Oberschenkels mit einer Belastung von 2900 kg, während die Tibia bei einer Belastung von 4100 kg noch nicht vollkommen durchtrennt erschien. Auf Taf. X finden sich derartig erzeugte Längsbrüche abgebildet. Bouisson1 erhielt durch seitliche Hammerschläge auf die am Boden liegenden Knochen, sowie durch Einpressen derselben in einen Schraubstock die gleichen Fracturformen und wies nach, dass sie anatomisch an allen Knochen möglich sind, wenn sie auch klinisch wegen der Seltenheit einer ähnlichen Gewalteinwirkung nur ausnahmsweise zur Beobachtung kommen. b) Zerknickung. Die Versuche über Zerknickung, soviel ich weiss, die ersten, die an ganzen menschlichen Knochen angestellt wurden, kamen in dem auf Taf. I abgebildeten Theile der Werder’schen Maschine für Druck- und Strebfestigkeit zur Ausführung. Bei der Einspannung wurde ganz besonders berücksichtigt, die Längsachse des Knochens genau in die Druckachse zu bringen. Die Belastung war je nach den Dimensionen des Probestückes mit 10 — 50 kg gesteigert worden. Da bei Strebfestigkeitsversuchen die Art der Anlage des zu prüfenden Körpers eine grosse Rolle spielt und die zu erhaltenden Bruchbelastungen ganz wesentlich beeinflusst, so muss angegeben werden, dass zunächst bei zwei Oberarmen die Prüfung geschah, indem ihre beiden Gelenkenden in genau angepasste, abgegossene Formen von Hartblei eingelassen waren. In beiden Fällen erfolgte zuerst ein Einkeilen des Schaftes in den Kopf und darnach ein ausgedehnter Splitterbruch im unteren Drittel des Knochens, wobei die Fragmentstücke unter starkem Krachen nach allen Richtungen auseinanderflogen. Durch einen zehnfach vergrössernden Mess- apparat war (in ähnlicher Weise, wie diess später bei den Biegungsversuchen beschrieben werden soll) die Ausbiegung des Knochens in zwei aufeinander senkrecht stehenden Richtungen gemessen worden. In beiden Fällen bog sich der Knochen bis zum Bruche in der Richtung nach innen und hinten aus. Die betreffenden Versuche sind folgende: 1 L’Union medicale 1850.