Über Elasticität und Festigkeit der menschlichen Knochen / von Otto Messerer.

  • Messerer, Otto, 1853-1932.
Date:
1880
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Credit: Über Elasticität und Festigkeit der menschlichen Knochen / von Otto Messerer. Source: Wellcome Collection.

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    Festigkeit des lebenden und des todten Knochens und Einfluss der Weichtheile. * Es soll noch erörtert werden, ob die für todte Knochen gefundenen Werthe sich auch direct auf die Festigkeit des lebenden Knochens übertragen lassen. In dieser Hinsicht wird von Casper1 besonders hervorgehoben, dass die Widerstandsfähigkeit todter Organe und Gewebe gegenüber jener der lebenden eine grössere sei. Während Casper diese seine Behauptung nur auf sehr primitive Experimente, denen geradezu jede Beweiskraft abgesprochen werden kann, zu stützen vermag, ist Falk2 durch genauere Versuche an lebenden und todten Thieren zu einem ähnlichen Resultate gelangt und fand speciell, dass die Cohäsion des todten Knochens, wenn auch nicht erheblich, so doch immer- hin etwas grösser sei als die des lebenden. Aeby3 führt dieses Verhalten auf eine Veränderung im Wasser- gehalte zurück. Das, worin sich das todte Knochengewebe vom lebenden besonders unterscheidet, ist eine niedrigere Temperatur und, wenn eine Verdunstung überhaupt stattfinden konnte, auch ein geringerer Wassergehalt. Es frägt sich daher, in wie weit diese beiden Momente, durch welche, wie auch Räuber durch Ver- suche mit erwärmten und befeuchteten, sowie mit trockenen und kalten Knochenstäbchen fand, die Festigkeit erhöht wird, von Einfluss hei unseren Experimenten gewesen sein konnten. Ein Wasserverlust hatte wohl kaum statt. Denn die Knochen wurden überhaupt nur von völlig frischen, oft erst wenige Stunden alten Leichen genommen und dann die kurze Zeit bis zum Beginne des Versuchs in Fleischstücke und feuchte Tücher eingeschlagen; ausserdem blieb das Periost belassen, welches einer Aus- trocknung auch während des Versuchs hinderlich war. Bezüglich der Temperatur dagegen hatte ich keine besonderen Vorkehrungen getroffen, dieselbe war die gewöhnliche Zimmertemperatur im Sommer. Wenn es daher zwar denkbar ist, dass in Folge dessen die Festigkeit etwas erhöht wurde, so ist doch zweifellos diese durch die Temperaturdifferenz allein bedingte Festigkeitsverschiedenheit unbedeutend und für die Werthe, mit denen wir zu rechnen hatten, nichts ausmachend; wenigstens war mir sehr auffällig, dass meine Zahlen gerade mit jenen Rauber’s übereinstimmen, welche er an feuchten und erwärmten Knochen- stäbchen erhalten hatte und dass sie glle niedriger erschienen, als sich nach den bisherigen Berechnungen der Knochenfestigkeit erwarten liess. Nachdem man in neuerer Zeit schon öfters den Rizzoli’schen Osteoklasten in Verbindung mit einem Dynamometer zur Anwendung brachte, könnten wenigstens für den einen oder anderen gerade passenden Fall die an Leichen ermittelten Zahlen auch noch eine Bestätigung für den normalen4 Knochen des Lebenden erfahren. Es bleibt mir noch übrig, die Gründe anzugeben, warum ich nicht die Versuche mit Belassung der Weichtheile angestellt habe, um so die Verhältnisse möglichst ähnlich jenen beim Lebenden zu machen. Wie leicht einzusehen ist, hat eine solche Art der Prüfung grosse Missstände. Eine Messung der Ein- biegung oder Verwindung ist selbstverständlich unmöglich, und das erste Auftreten des Bruches, das oft ganz ruhig geschieht, dürfte vielfach der Beobachtung entgehen. 1 Praktisches Handbuch der gerichtlichen Medicin. 4. Aufl. 1864. 2 Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin. N. F. 18. Bd. 1873. 3 Archiv von Reichert und Du Bois Reymond. 1874. 4 Maisonneuve brach mehrmals einen gesunden Oberschenkel, um ihn gleich lang wie den verkürzten der anderen Seite zu machen.