Wochenblatt der Zeitschrift der kaiserl. königl. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. 2. Jahrg., 1. Jänner 1856.

Date:
1856
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Credit: Wochenblatt der Zeitschrift der kaiserl. königl. Gesellschaft der Aerzte zu Wien. 2. Jahrg., 1. Jänner 1856. Source: Wellcome Collection.

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    e Art vor. Im Ovarlum, in der Muttertrompete, in der Substanz der Ge* bärmutter und in der Bauchhöhle. Bei den ersten drei Arten der Extrauterinal - Schwangerschaft er- reicht selten der Fötus einen Wachsthum über 4 bis 5 Monate, oft schon im 3. Monate berstet die Tuba und die Substanz des Uterus, worin der Fötus liegt, und die Schwangerschaft endet grösstentheils mit dem Tode der Frucht und der Mutter. In den meisten Fällen, welche zur Kennt- iiiss gelangten, war das linke Ovarium und die linke Tuba der Sitz des Fötus. Als 4. und häufigste Art kommt die Abdominal - Schwanger- schaft vor, das ist jene, wo der Fötus frei in der Bauchhöhle liegt. Bei derselben findet man die Placenta am Gekröse, an den Eierstöcken, Mut- tertrompeten, auf dem Uterus und wie es bei einem Falle bekannt wurde, auch neben den Nieren an der hinteren Bauchwand eingepflanzt. Weil bei vielen der Abdominal-Schwangerschaften der Fötus oft glücklich durch den Mastdarm und die Mutterscheide sich entleerte, entschloss man sich, auch wo die Abdominal-Schwangerschaft unzweifel- haft constatirt wurde, zur Rettung des Kindes den Bauchschnitt vorzu- nehmen, und wo das Kind an dem Grunde der Vagina aufsass (wie in unserem gegenwärtigen Falle), dasselbe durch den Vaginalschnitt zu ent- fernen. Liest man hierüber in der Literatur nach, besonders in M e i s s n e r’s Forschungen uud Zusammenstellungen, so erfährt man, dass leider die meisten dieser Operationen, wenn schon das Kind gerettet wurde, der Mutterdas Leben kosteten. Ja es traf sich auch, dass eine falsche Diag- nose gemacht wurde, und wo man einen Fötus zu entfernen glaubte, auf ganz etwas Anderes kam. So erzählt H i 11 e n k a m p von einem Falle, in dem man statt eines Lythopaedions, die viele Steine enthaltende Gal- lenblasefand, Sc hopmann wieder, wo man einen degenerirten Dickdarm antraf. Es ist die Anwendung des Kaiser- und Bauchschnittes erst seit dem sechszehnten Jahrhundert bekannt worden. Cornax machte ihn im Jahre 1 545 zuerst in Wien. Nur Ring rettete im Jahre 1820 durch den Vaginalschnitt Mutter und Kind, Ruth machte im vier- ten Jahre der Schwangerschaft im Jahre 1824 den Vaginalschnitt und rettete die Mutter. Vom Jahre 1801, erzählt Meissner, habe Schmitt nach einer dreijährigen Abdominal-Schwangerschaft den Fötus zwar scheintodt aber noch lebendig herausgezogen — was wohl eher wie ein Märchen als wirklich stattgefunden erscheinen dürfte. Hof- meister fand bei einer Schwangeren nach dem Tode einen kleinen schlecht genährten, in seinen Häuten liegenden Fötus in der Unterleibs- liöhle, von welchem die Nabelschnur durch die rechte Muttertrompete in die Höhle der Gebärmutter zu der darin enthaltenen Placenta ging. Die ausserhalb des Uterus um den Fötus liegenden Eihäute waren vollkom- men gebildet. Vor mehreren Jahren erzählte mir Hr. Dr. Hus sian, habe er in Wien eine Frau behandelt, bei welcher die Fötusknochen durch den Mastdarm sich entleerten. Gegenwärtig befindet sich im Irrenhause eine extrauterin-schwangere Frau, welche früher auf der Abtheilung des Hrn. Dr. Mikschik war. Kilian führt 25 Fälle an, unter welchen bei 21 die Mutter am Leben erhalten sein soll, und vier Kinder gerettet wurden. Scanzoni hält es für unmöglich, dass, nachdem beim Kai-