Die gerichtlich-chemische Ermittelung von Giften in Nahrungsmitteln, Luftgemischen, Speiseresten, Körpertheilen, etc / von Georg Dragendorff.
- Johann Georg Noël Dragendorff
- Date:
- 1895
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Credit: Die gerichtlich-chemische Ermittelung von Giften in Nahrungsmitteln, Luftgemischen, Speiseresten, Körpertheilen, etc / von Georg Dragendorff. Source: Wellcome Collection.
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![schäften der ursprünglich angewendeten Substanz mehr oder minder tief modificiren (vergl. auch §. 19 ff.). f. Aus dem Gesagten geht ferner schon zum Theil hervor, wie wünschenswerth es ist, das Material1 2 3 *) so einzutheilen, dass auf möglichst viele Klassen von Giften untersucht werden kann. Sollte keine Vermuthung über die Beschaffenheit des zu erwartenden Giftes vorliegen, so könnte man dabei folgendermassen verfahren. Man nimmt: 1) Zur Untersuchung auf Chlor, Brom, Jod etc. stark ätzende oder giftige Säuren, soweit diese in den betreffenden Objecten vorhanden sein können: a. vom Magen, Mageninhalte, von Erbrochenem und Speiseresten ein Fünftel, b. vom Darme und Darminhalte, von den Faeces ein Achtel, c. von der Leber, Milz etc. ein Fünftel, d. von Blut und Harn ein Fünftel. 2) Zur Untersuchung auf flüchtige Gifte (Alkohol, Chloroform, Nitro¬ benzol, ätherische Oele etc.), Cyanverbindungen und auf Phosphor: a. vom Magen a), Mageninhalte, von Erbrochenem und Speiseresten ein Fünftel, b. vom Darme, Darminhalte und von den Faeces ein Viertel, c. von der Leber, Milz, dem Hirne etc. ein Fünftel, d. vom Blute und Harne ein Fünftel. 3) Zur Untersuchung auf Alkaloide, Ammoniakderivate (Anilin etc.), Gly- coside, Cantharidin, Pikrotoxin: a. vom Magen, Mageninhalte, von Erbrochenem, Speiseresten ein Fünftel, b. vom Darme und Darminhalte und von den Faeces ein Viertel, c. von der Leber, Milz, vom Hirne etc. ein Fünftel, d. von Blut und Harn ein Fünftel. 4) Zur Untersuchung auf Gifte aus der Zahl der schiceren und leichten Metalle [alkalische Laugen etc.]5): a. vom Magen, Mageninhalte, von Erbrochenem und Speiseresten ein Fünftel, b. vom Darme, Darminhalte und von den Faeces ein Viertel, c. von der Leber, Milz, Pancreas, sowie vom Hirne, den Lungen,. Mieren, vom Muskelfleische etc., falls diese vorliegen, ein Drittel, d. von Blut und Harn ein Drittel. Für den Fall, dass bei völligem Fehlen von Indicien das Material möglichst ausgenutzt werden sollte, könnte man auch in ein und derselben Portion auf mehrere der obenbezeichneten Klassen von Giften untersuchen. Man könnte z. B. den [Rückstand der Portion, in welcher man auf Phos¬ phor, Blausäure, Alkohol, ätherische Oele geprüft hat, später dem zur Iso- lirung der Alkaloide etc. vorgeschriebenen Verfahren unterwerfen; man könnte die nach Ausschüttelungen von Alkaloiden etc. bleibenden Reste noch auf Metallgifte verarbeiten. In der Praxis wird man von diesem Vorschläge nur im Nothfalle 0 Das heisst die Substanz, welche übrig bleibt, nachdem das zur ContToll-Untersuchung und für die Vorversuche bestimmte Quantum abge¬ nommen worden. 2) Man sollte niemals den Magen- oder Darminhalt ohne die Wan¬ dungen der Organe untersuchen, selbst nicht bei Untersuchung auf Blau¬ säure, Phosphor und Alkaloide. 3) Auf Alkali etc. ist nur zu untersuchen, wenn nach den Vorproben oder Ergebnissen der Obduction die Gegenwart wahrscheinlich wurde.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29318221_0031.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)