Dr. Laurentius Wilde, Leibarzt des Herzogs Albrecht, und die Anfänge der medizinischen Wissenschaft in Preussen / von O. Ehrhardt.

  • Ehrhardt, O. (Oskar), 1873-
Date:
1905
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Credit: Dr. Laurentius Wilde, Leibarzt des Herzogs Albrecht, und die Anfänge der medizinischen Wissenschaft in Preussen / von O. Ehrhardt. Source: Wellcome Collection.

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    nur zu berechtigt war, sehen wir aus einem Schreiben des Hoch- meisters an den Bischof von Samland vom 5. Januar 1516; darin entpuppt sich „Meister Johann der Arzt“, der in einem samischen Gefängnis sitzt, als ein Kleriker; er ist nach mancherlei Irrfahrten von Stettin, wo er Kleriker und Succentor am Liebfrauenstift gewesen ist und wo er seine Papiere an den Töpfer Matz Hasenkopf für 2 Gulden verpfändet hat, ins weltliche Gefängnis gelangt; seine geistliche Würde sucht er erst wieder hervor, als er dadurch ans geistliche Gericht überwiesen und milder behandelt zu werden hofft. Solcher Art waren natürlich nicht alle diese Heilkünstler, es gab besonders unter den Mönchen auch geschicktere Leute, die schlecht und recht kurierten und „ihre Grube füllten wie jeder andere“. So erhält 1501 der Chorherr Georg 8 Mark Arztlohn, und noch 1518 wird ein Mönch aus Riesenburg nach Königsberg geholt, der den Kanzler und einige andere Kränke vom Hofgesinde behandeln sollte. 1523 verwendet sich sogar Hochmeister Albrecht selbst für einen kurpfuschenden ,,Pfaffen in der Altstadt“. In diesen heilkundigen Händen lag die Behandlung der „Frantzosenkrankheit“, als sie auf ihrem Siegeszuge durch Europa 1499 nach Königsberg gelangte; in den Kammerrechnungen des Hochmeisters Friedrich findet sich in diesem Jahre die Ausgabe von I V2 Mark zur Miete vom Hause, „darin die Kranken mit den Franzosen gelegen haben“, im gleichen Jahr empfing der Henker 3 Gulden, ,,daß er Andres den Bildgräber gereckt hat“. Die Heilkünstler trieb natürlich nicht ein innerer Beruf zum Kurieren, sondern der goldene Boden, den dies Handwerk damals hatte; ihre Honorare sind relativ sehr hoch: der Barbier Meister Hans im Löbenicht erhielt 1504 dreißig Mark für Heilung eines Stalljungen und für Heilung des Kreytzen, ,,als ihn die Sau gehauen hatte“, und 1513 erhielt Meister Johann Kola 18 Mark Honorar, weil er 4 Konventsherren von den Franzosen geheilt hatte. In den Urkunden werden diese Heilkünstler entweder nach ihrem Gewerbe Barbiere, Mönche, Chorherren etc. genannt oder, wenn sie keinen Beruf hatten, auch als „Ärzte“ bezeichnet; daß damit nicht auf eine spezielle Ausbildung hingewiesen wird, ist selbstverständlich. Immerhin waren die Königsberger Barbiere wegen ihrer Heilkunst geschätzt und reisten weit in Preußen herum; 1511 beklagt sich Alexander Rabe, Barbier im Löbenicht, daß ihm gegen das vom Pfleger zu Neidenburg gegebene Geleit in dessen Gebiet Hochmut