Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker.

Kölliker, Rudolph Albert von, 1817-1905.

Date:: 1852

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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker. Source: Wellcome Collection.

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Auch die Kerne und Kernk örperchen be- theiligen sich an dem Wachsthum der Zellen bis zu einem gewissen Grade. An den ersten ist all- seitiges Wachsthuin in allen sich vergrössernden Zellen sehr leicht zu constatiren, an manchen wie denen der glatten Muskeln, der Bildungszellen der elastischen Fasern, der Gefassepithelien und andern auch eine einseitige Ausdehnung , in Folge welcher sie oft die Form langer schmaler Stäbchen annehmen. Die Nucleoli wach- sen ebenfalls nicht selten mit ihren Zellen (Ganglienkugeln, Eier), nehmen jedoch, ausser wenn sie sich theilen, so zu sagen nie eine von der Kugel- form abweichende Gestalt an. Eine Erklärung des Wachsthums sowohl von Zelle als Kern hat Schwann gegeben. Die Molecüle der Zellmembran wirken nach ihm anziehend auf die sie umgebende Flüssigkeit und lagern deren neu ent- stehende Theilchen zwischen sich ab; geschieht die Ablagerung zwischen die schon vorhandenen Molecüle in der Fläche der Membran, so dehnt sich die Zelle aus, findet sie nur in der Richtung der Radien der Zelle statt, so verdickt sich die Membran. Der Kern wächst weniger als die Zelle, weil er, sobald diese gebildet ist, nicht mehr direct mit dem con- centrirten Cytoblasteme in Verbindung steht. Allseitiges Wachsthum findet dann statt, wenn die Molecüle der Membran alle gleichmässig anziehen, einseitiges, wenn dies nur oder vorzugsweise an einzelnen Stellen ge- schieht , so dass hier der Ansatz stärker erfolgt. — Diese Theorie scheint mir in Berücksichtigung der Verhältnisse, die bei der Bildung von Nieder- schlägen überhaupt und von Krystallen statt haben, die Erscheinungen des allseitigen Wachsthums gut zu erklären, vorausgesetzt, dass man der Z e 11- membran die Fähigkeit zuschreibt, mit Leichtigkeit Molecüle in sich aufzunehmen und zu ihrer Vergrösserung zu verwenden. Dies muss aber durchaus geschehen, denn die Verhältnisse der Kerne, die, auch wenn sie frei liegen, nie erheblich und namentlich nie einseitig aus wachsen, zeigen, dass das Vermögen zu wachsen nicht einfach an jede organische Membran gebunden ist und sich jedesmal äussert, wenn derselben hinreichendes Bildungsmaterial zu Gebote steht, sondern ganz besondere Bedingungen voraussetzt, die nur in den Zell- membranen realisirt sind. Für das einseitige Wachsthum muss die Schivann'sehe Annahme etwas erweitert werden; denn es lassen sich einzig diejenigen Formen des Wachsthums, wo die Zellen während des Auswachsens an gewissen Punkten von ihrer ursprünglichen Grösse nichts verlieren, so deuten, wie Schwann es gethan hat, nicht aber diejenigen, bei denen die Zellen während ihrer Verlängerung schmäler werden; hier Fig. 11. Sechs in derEutwicklung begriffene, noch von der Grundsubstanz scharf abgegrenzte Knochenzellen aus einem rachitischen Knochen, a. Einfache Knochen zellen , b. zusammengesetzte, einer Mutterzelle mit zwei Tochterzellen entsprechend, c. eben solche aus drei Zellen entsprechend, 300 mal vergr.