Die Reservekräfte des Organismus und ihre Bedeutung im Kampfe mit der Krankheit / von W. Podwyssozki ; aus dem Russischen übersetzt von N. Svenson.

  • Podvysotskiĭ, Vladimir Valerianovich, 1857-1913.
Date:
1894
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Credit: Die Reservekräfte des Organismus und ihre Bedeutung im Kampfe mit der Krankheit / von W. Podwyssozki ; aus dem Russischen übersetzt von N. Svenson. Source: Wellcome Collection.

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    ist und deren Differentiation die grösste genannt werden kann. Dass in diesen und ähnlichen Fällen die Reservekraft aufgebraucht wird, ist aus dem Umstande zu ersehen, dass eine jede forcierte geistige Anstrengung ohne Unterbrechung lange Zeit nicht währen kann und dass ihr eine temporär intensive Uebermüdung und vollständige Arbeitsunfähigkeit auf dem Fusse folgt. Der Kräftevorrat ist erschöpft, auf Kosten dessen die andauernde Nervenanstrengung bestritten wurde, es tritt eine Erschlaffung, Apathie ein und es bedarf wiederum einer gewissen Zeit, dass sich Reservekräftc sammeln und anhäufen. Auch experimentell kann man sich, dem Beispiele Nothnagels, Conheims und vieler anderen folgend, von der Existenz der Reservekraft ganzer Muskel- undDrüsen- systeme überzeugen. Hierzu besonders geeignet erscheinen Herz und Nieren. Man braucht beispielsweise blos eine artificielle Aorteninsufficienz d. h. einen sogenannten Herz- fehler hervorzurufen, um zur Ueberzeugung zu gelangen, wie schnell, ja beinahe momentan eine Compensation der Herz- thätigkeit eintritt, Avie bald der linke Herzventrikel die verur- sachte Störung bewältigt. In diesem Falle haben wir es nicht allein mit der Kraft zu thun, die der Herzmuskel braucht, um unter normalen Verhältnissen die nötigen Blutvolumina in das arterielle System zu schleudern, hier kommt ein neues Moment hinzu, die Reservekraft, die der Herzmuskel auch dann in Anwendung bringt, wenn wir an seine Arbeit höhere Anforderungen stellen, sei es in Form psychischer Affecte oder physischer Anstrengungen, wie Laufen, Bergsteigen etc. In ähnlicher Weise finden wir, dass nach einseitigerNieren- extirpation bei Thieren die zurückgebliebene Niere eine ver- doppelte Arbeit verrichtet; und wenn hier bereits während des ersten Tages nach der Operation das Harnstoffquantum sich nicht verringert, so kann dieses durch nichts anderes als durch eine erhöhte Arbeits- oder Secretionskraft der übrig ge- lassenen Niere bedingt sein, deren Drüsenelemente in diesem Falle eine Reservekraft verraten, die unter normalen Um- ständen uns verborgen blieb (Nothnagel). Eine andere Deu- tung in beiden Fällen zuzulassen, hiesse die Vermutung auszu-