Handbuch der allgemeinen Pharmakologie und Therapie / von T. Lauder Brunton ; übersetzt nach der dritten englischen Ausgabe von Joseph Zechmeister.

  • Brunton, T. Lauder (Thomas Lauder), 1844-1916.
Date:
1893
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Credit: Handbuch der allgemeinen Pharmakologie und Therapie / von T. Lauder Brunton ; übersetzt nach der dritten englischen Ausgabe von Joseph Zechmeister. Source: Wellcome Collection.

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    so kann man sich überzeugen, class viele Arzneistoffe die oxydirende Wirkung des Protoplasma in hohem Grade vermindern oder vollständig aufheben. Während das Lactucawasser im Probegläschen eine tiefblaue Färbung zeigt, sind bei den übrigen alle Schattirungen des Blau vertreten, bis dasselbe vollständig verschwindet und der rahmweissen Farbe der Guaiaktinctur Platz macht. Die Farbe ist tiefer, und die Reaction tritt schneller ein, wenn die Guaiaktinctur mit einer Substanz gemischt wird, welche möglichst leicht Sauerstoff abgeben kann, z. B. Lösung von Wasser- stoffsuperoxyd in Aether, gew^öhnlich Ozonäther genannt. Ich habe in Verbindung mit Cash eine Anzahl von Versuchen mit Kartoffelwasser gemacht, welche das Ergebniss lieferten, dass der Oxy- dationsprocess durch Strychnin in hohem Grade beeinträchtigt wurde; darauf folgten Chinin und Coniin, ferner Morphin, Cinchonin und Atropin, welche genau dieselbe Wirkung haben; an die vorhergehenden reihten sich: Nicotin und Veratrin; Aconitin schien die Oxydation weder zu hem- men, noch zu beschleunigen, denn die Färbung stimmte genau mit der des Probegläschens überein. Coffein, Picrotoxin und Digitalin scheinen die Oxydation zu fördern. ^ Reduction durch das Protoplasma. — Ehrlicli ^ hat in sehr überzeugender Weise die oxydirenden und reducirenden Eigenschaften des Protoplasma nachgewiesen. Methylen-Alizarin und Indophenolblau sind Stoffe, welche durch Reduction ihre Farbe verlieren. Ehrlich spritzte Methylenblau in die Venen ein und fand, dass die meisten parenchymatösen Gewebe: Herz, Gehirn, Rindensubstanz der Nieren, willkürliche Muskeln u. s. w. gefärbt wurden, während Lunge und Leber ihre normale Fär- bung nicht verloren hatten, und eine ganz geringe Menge Farb- stoff erst dann nachgewiesen werden konnte, wenn sie längere Zeit der Luft ausgesetzt waren. Ehrlich schloss daraus, dass das indifferente Protoplasma der Zellen den unveränderten Farb- stoff ausscheidet, während das Protoplasma, welches eine grosse Anziehungskraft für Sauerstoff besitzt, die Farbstoffe reducirt. Wirkung der Arzneistoffe auf das Blut. Das Hämoglobin hat gleichfalls die Eigenschaft, Sauerstoff begierig aufzunehmen und wieder frei zu geben. Sauerstoff- freies oder reducirtes Hämoglobin, wie es auch genannt wird, kann spectroskopisch durch sein einfaches Band zwischen D und E erkannt werden. Sauerstoffhaltiges Hämoglobin oder Oxyhämoglobin gibt zwei Bänder, welche ungefähr in dem- selben Theile des Gesichtsfeldes liegen. Beide sind durch einen hellen Raum getrennt und schärfer und dunkler gezeichnet, als im Spectrum des Hämoglobins. Der Sauerstoff des Oxyhämo- globins kann durch andere Gase verdrängt werden. So tritt Kohlenoxyd an seine Stelle und bildet Kohlenoxyd-Hämoglobin (CO-Hämoglobin), eine verhältnissmässig beständige Verbindung. Spectroskopisch zeigt es annähernd dieselben Bänder wie Oxy- ^ St. Bartholomew's Hospital Beports, 1882. ^ Ehrlich, „Zur biologischen Verwerthung des Methylenblau, Centrdl- hlatt für die medicin. Wtss., 1888, Nr. 8.