Traum and Traumdeutung als medizinisch-naturwissenschaftliches Problem im Mittelalter / von Paul Diepgen ... mit einer schematischen Figur im Text.

  • Diepgen, Paul, 1878-1966.
Date:
1912
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Credit: Traum and Traumdeutung als medizinisch-naturwissenschaftliches Problem im Mittelalter / von Paul Diepgen ... mit einer schematischen Figur im Text. Source: Wellcome Collection.

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    stand ein besonderes Kapitel1): Häufige2) Träume von Regen, Meeren und Flüssen sind Zeichen eines krankhaften Säfteüberschusses. Wenn jemand träumt, er fliege davon oder hüpfe wie ein Vogel, so bedeutet das eine patho- logische Trockenheit und Leichtigkeit der Säfte. Glaubt man sich durch enge Passagen durchzudrängen, so liegen Erkrankungen der Atemwege vor, die die Respiration be- einträchtigen. In seinen Aphorismen3) zieht Rhazes das Vergessen oder Nicht vergessen eines Traumes nach dem Erwachen für die Diagnose heran. Ersteres bedeutet einen Säfteüberschuß und gibt die Indikation zur Purgation des Körpers, letzteres das Gegenteil; es muß den Arzt zur Verordnung einer konservierenden Diät bestimmen. Diese Anschauung ist die einfache Konsequenz der herrschenden Vorstellung von der Funktion der Imaginatio, die vermöge der spezifischen Trockenheit ihres Organs im Gehirn4 5) zum Festhalten von Sinnes- und Traumwahrnehmungen be- sonders befähigt sein sollte. Am schärfsten betont von den mittelalterlichen Medi- zinern wohl Arnald von Villanova die diagnostische Bedeu- tung der Träume,6) nicht mehr nur aus der Tradition heraus, sondern auch auf Grund eigener Erfahrungen. Domi- nieren des Phlegmas veranlaßt Träume von Regen6), der 2) Abubetri Rhazae Opera exquisitoria, Basileae 1544, cap. 24, S. 46: de somniorum significationibus. 2) Auch Constantinus (1. c.) betont, daß eine häufige Wieder- holung des Traumbildes wichtig ist: Similiter somnia, si sepe eius- dem speciei sunt visa, si cum videantur, somnians excitetur et iterum obdormienti eadem videantur: homo in sua sanitate non significatur permanere. 3) 1. c., S. 522. 4) Vgl. S. 12. 5) Op. omnia, S. 631: Ex quo apparet, quod non debet super- fluum iudicari, si visionum interpres sit Medicus nec si medicus studeat interpretationibus. Ähnüch hatte sich Aristoteles aus- gedrückt. 6) Vgl. hierzu den Wassertraum als Zeichen kommenden Regens nach Vincenz von Bauvais. S. oben S. 21.