Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel.
- Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
- Date:
- 1881-1885
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Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel. Source: Wellcome Collection.
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![Niederschlag, setzt man aber der Mischung tropfenweise eine Lösung von kohlensaurem Natron bis zur eben bleibenden Trübung zu, so krystallisirt die Verbindung bald in mikroskopischen Krystallen heraus. In concen- trirten Lösungen entsteht der Niederschlag sehr bald und wenn keine freie Salpetersäure zugegen, auch ohne Zusatz von Soda. b. Kreatinin-Chlor zink, (C4H7N30)2, ZnCl2. Setzt man zu einer Lösung von Kreatinin eine concentrirte neutrale Auflösung von Zinkchlorid, so entsteht sogleich ein krystallinischer Niederschlag von Kreatinin-Chlorzink. Bei sehr langsamer Bildung sind die Krystalle deutlich prismatisch, bei schneller aber sieht man unter dem Mikroskop nur feine Nadeln, die concentrisch gruppirt entweder vollständige Rosetten bilden (Taf. I, Fig. 4, linke Seite), oder Büschel, die sich kreuzen oder wovon je zwei mit den kurzen Stielen so an einander gelagert sind, dass sie in einander übergehenden Pinseln gleichen. Li kaltem Wasser ist das Kreatinin-Chlorzink schwer löslich, leichter in heissem Wasser, unlöslich dagegen in Alkohol; es löst sich in Mineralsäuren und in Alkalihydraten; auch in neutraler Chlorzinklösung ist es nicht völlig unlöslich. Daher scheidet sich aus Kreatininlösungen, welche zugleich eine Mineralsäure enthalten, auf Zusatz von Chlorzink, oder aus einer reinen Kreatininlösung auf Zusatz einer säurehaltigen Chlorzinklösung kein Kreatinin-Chlorzink ab. Der Niederschlag kommt aber in diesen Fällen noch zum Vorschein, wenn man nach- träglich eine Lösung von essigsaurem Natron in genügender Menge hinzufügt. Der Niederschlag, welchen rohes, aus Harn dargestelltes Kreatinin mit Chlor- zink giebt, besteht nicht bloss aus der reinen Verbindung; er enthält von ihr nur 90^95 /o (Neubauer, C. Voit). Scheidet man aus wässrigera Harnextract das Kreatinin mit Chlorzink ab, so erhält man die Verbindung meistens in braunen, warzenförmigen Massen, an denen man selbst unter dem Mikroskop kaum eine krystallinische Structur wahrnehmen kann. Zuweilen erhält man auch hier deutlichere Krystalldrusen, feine Nadeln, die zu besen- und sternförmigen Massen vereinigt sind. Aus alkoholischem Harn- extract jedoch bekommt man das Kreatinin-Chlorzink beim Fällen mit einer gleichfalls alkoholischen Chlorzinklösung immer als schwach gelbliches Pulver, welches unter dem Mikroskop fast nur gelblich durchscheinende scharf contourirte Kugeln von verschiedener Grösse zeigt, an welchen bei starker Vergrösserung (400) eine Streifung mit Schärfe wahrzunehmen ist. Löst man von diesem Pulver in heissem Wasser, so lassen sich leicht regelmässige Formen unter dem Mikroskop erzeugen. Auch mit Chlorcadmium ist eine dem Kreatinin-Chlorzink ähnliche, aber leichter lösliche Verbindung dargestellt worden. Das salzsaure Kreatinin- Chlorzink (C4H7N3O, H Cl).2, Zn CI2 krystalli- sirt aus einer Mischung der drei Bestandtheile erst dann aus, wenn die Lösung zum Syrup eingedunstet ist. 5. In alkalischer Lösung (Ammoniak, Kalkhydrat u. s. w.) geht das Kreatinin schon in der Kälte (bei wochenlangem Stehen) in Kreatin über, C4H7N3O + HgO — C4H9N3O2 (Liebig, Dessaignes^); durch Wärme wird diese Umwandlung begünstigt. Auch bei monatelanger Berührung ^) V. Dessaignes, Journ. de pharm, et de chimie [3] 32. 41. 1857.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20389917_0046.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)