Die Krankheiten des Herzens und der Aorta / von William Stokes ; im Auftrag des Verfassers aus dem Englischen von J. Lindwurm.

  • Stokes, William, 1804-1878.
Date:
1855
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Credit: Die Krankheiten des Herzens und der Aorta / von William Stokes ; im Auftrag des Verfassers aus dem Englischen von J. Lindwurm. Source: Wellcome Collection.

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    Diese Regel betrifft natürlich hauptsächlich jene Fälle, bei denen Symptome, physikalische Zeichen und Krankengeschichte irgend eine organische Erkrankung vermuthen lassen. Manchmal kann man annehmen, dass, wenn einmal Klappengeräusche in Folge einer Klappenerkrankung aufgetreten sind, dieselben bis zum Tode an- dauern, wenn sie auch bisweilen einige Modification erleiden. Es ist Diess aber nicht immer der Fall, ja es steht fest, dass auch bei Zunahme der Krankheit das Geräusch abnehmen kann, ferner dass in Fällen, wo sich einmal eine Klappenerkrankung durch das ihr eigentbümliche Geräusch deutlich geäussert hat, dieses letztere lange vor dem Tode, und selbst bei einer sehr weit gediehenen, organi- schen Veränderung gänzlich verschwinden kann. Folgender Fall ist ein Beispiel für diese interessante Beobachtung. Sechzehnter Fall. Verknöcherung und Verengerung der Mitralklappe; vollständiges Verschwinden des Ge- räusches vor dem Tode. Ein bejahrter Mann wurde mit den gewöhnlichen Symptomen eines Herzleidens, chronischer Bronchitis und Emphysem in das Meath Hospital aufgenommen. Er hatte Husten, Dyspnoe, manch- mal Orthopnoe, ein livides Aussehen und an den unteren Extremi- täten Anasarca. Die Herzbewegung war verstärkt und unregel- mässig, mit entsprechendem Pulse. In der Gegend der Mitralklappe hörte man ein starkes continuirliches Blasebalggeräusch; der zweite Ton war normal. — Die Behandlung war gegen die Lungenaffection gerichtet und die bedenklichen Symptome Hessen darauf nach; er ver- liess das Hospital, allem Anschein nach als Eeconvalescent, nur hatte er noch das Klappengeräusch. — Einige Monate später stellte sich ein anderer Anfall ein und wir hatten nochmals Gelegenheit, den Fall genau zu beobachten. Er verliess abermals das Spital, ohne dass sich der Zustand verändert hatte. — Fast zwei Jahre nun bekamen wir den Kranken nicht mehr zu sehen, als er dann wieder mit seinem alten Leiden in sehr heftigem Grade aufgenommen wurde. Er war sehr heruntergekommen und der Zustand der Lunge liess einen nahen Tod befürchten. Die Herzbewegung war stürmisch und im höchsten Grade beängstigend, das Klappengeräusch aber war gänzlich verschwunden und kam auch nicht wieder. Eine Zeit lang wurde sein Zustand durch die Behandlung besser, aber zuletzt gieng er nach einem langen Todeskampfe an Dyspnoe zu Grunde. Bei der Section fand man die Lunge im höchsten Grade emphy- sematös, mit Luftblasen unter der Pleura und erweiterten Bronchien. Das Herz war gross, roth und fest; beide Ventrikel hypertrophisch. Das linke venöse Ostium war ganz von einem knöchernen Ring um- geben, verengert und zeigte keine Spur einer Klappe oder eines Sehnenfadens. Vom Vorhof aus gesehen, stellte es eine trichterar- tige Oeffnung vor, welche in die von Adams beschriebene halbmond- förmige Spalte endete; auf der inneren Seite sah man nur einen glänzenden, weissen, knöchernen Bing, so glatt, wie polirtes Elfenbein.