Herr Carl M. Fürst demonstriert den Torus mandibularis bei den Eskimos und anderen Rassen.

  • Fürst, Carl M. (Carl Magnus), 1854-1935.
Date:
1908
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Credit: Herr Carl M. Fürst demonstriert den Torus mandibularis bei den Eskimos und anderen Rassen. Source: Wellcome Collection.

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    296 Die Wülste bestehen durch und durch aus kompakter Knochen- substanz. Sie besitzen auch, durch die Knochenstrahlung angegeben, eine Richtung von unten her aufwärts, der hinter dem zweiten Prämolar belegene Teil auch vorwärts, der vordere Teil rückwärts. Oft kann man einen fissurähnlichen Rand an ihrer oberen Begrenzung beobachten. Durch die kräftig entwickelten, medialwärts vorgeschobenen Wülste auf beiden Seiten bekommt der Raum zwischen den beiden Unterkiefer- schenkeln die Form eines maurischen Torbogens. Die oft ungeheure Entwickelung der ganzen Kauapparate und die hochgradig abgeschliffenen Zähne, nicht selten mit sekundärer Dentin- bildung, geben einen deutlichen Fingerzeig dahin, daß die Entstehung dieser Wülste im kausalen Zusammenhang damit steht. Da aber sehr große Knochenwülste auf mehreren Unterkiefern mit nicht abgenutzten Zähnen existieren und da wir die Anlage zu diesen bei jungen Schädeln angetroffen haben, schließen wir, daß wir hier eine Bildung vor uns haben, die, wenn sie auch vom Anfang an durch mechanische Ursachen entstanden und erworben ist, doch wahrscheinlich zuletzt erblich geworden und schließlich zu einem, wenn auch variierenden Rassen- merkmal geworden ist. Wir können den Prozentsatz des Vorkommens dieses Perus mandi- bularis für unser ganzes Untersuchungsmaterial noch nicht ganz genau angeben, doch können wir jetzt, wenn sämtliche Stadien mitberechnet werden, es auf ca. 80 Proz. bei den Eskimos bestimmen. Beim Durchgehen der schwedischen Schädelsammlung in Lund sind entsprechende Unterkieferwülste gefunden worden, wenn sie auch nicht von ganz derselben Form oder von nicht derselben gewaltigen Ent- wickelung sind. Sie stimmen hier doch im wesentlichen mit denen bei den Eskimos überein und erweisen sich deutlich als eine Variation der- selben Bildung. Sie sind auch hier konzentriert gegen die zweiten Prämolaren. Sie treten auf diesem Platz am frühesten auf und ent- wickeln sich hier auch am häufigsten. Wir treffen sie vor- und aufwärts gerichtet an mit dazwischenliegenden Furchen und in verschiedenen Variationen und auf verschiedenen Entwickelungsstufen. Sie kommen aber viel seltener bei den Schweden (ca. 17 Proz.) als bei den Eskimos vor. Es scheint aber, als ob die Wülste hier reichlicher bei den älteren (von Grabfunden herstammenden) und besonders bei den prä- historischen Schädeln anzutreffen seien. Auf den Lappländerunterkiefern waren sie auch zu sehen. Wir wagen aber noch nicht, uns über ihr Vor- kommen bei den Schädeln anderer Völker oder Rasseh zu äußern. Wir haben hier auf diese interessante anatomische Bildung aufmerksam machen wollen, die, wenn nicht konstant, doch in sehr hohem Prozentsätze und in bestimmter charakteristischer Form bei den Eskimos auftritt und in verschiedenen Variationen auf dem Unterkiefer anderer Rassen, speziell nordischer oder arktischer, vorkommt. — Wir wollen später eine ausführlichere Beschreibung über den Torus mandi- bularis mitteilen.